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12 Januar, 2017, 8:32 Uhr, von Henry Littig
Finanzen, Philosophie

Thema: erfolgreicher Börsenhandel – was steckt dahinter? – oder – Was haben Albert Einstein, Siegmund Freud und ein kleines Kind gemeinsam?

Thema: erfolgreicher Börsenhandel – was steckt dahinter?

– oder –

Was haben Albert Einstein, Siegmund Freud und ein kleines Kind gemeinsam?

Sicher haben Sie sich schon gefragt, warum der eine mehr, der andere weniger und die breite Masse vermutlich überhaupt keinen Erfolg an der Börse hat!?

Woran liegt das? Was macht den erfolgreichen Börsenhändler aus? Was macht den UNTERSCHIED? Kann man das erlernen oder gar trainieren?

Ich glaube, durch Lernen oder Training kann man so gut wie alles verbessern. Fußball, Golf u. v. m. – auch den Börsenhandel.

Aber kann man nur durch Training „so richtig“ gut werden?

NEIN, kann man nicht!

Nicht im Golf, nicht im Fußball und ebenso wenig an der Börse. Sie benötigen IMMER mehrere Grundvoraussetzungen. Und wenn Sie die nicht haben – können Sie`s vergessen!

Z. B. wenn Sie lange, dünne Beine haben, können Sie trainieren, so viel Sie wollen – Sie werden NIE ein erfolgreicher Gewichtheber. Das ist einfach physikalisch nicht möglich.

Aber wir wollen keine Hanteln stemmen, wir wollen NUR eine Aktie bei 10 kaufen und bei 15 verkaufen…was ist dafür nötig?

Daher die Frage:

Was haben Albert Einstein, Siegmund Freud und ein kleines Kind gemeinsam?

Die Antwort:

Zusammen würden sie den PERFEKTEN Börsenhändler abgeben! Garantierte Dauergewinne!

Leider bin auch ich KEIN perfekter Börsenhändler, denn dazu müsste ich die Persönlichkeit und das Wissen aller drei gleichzeitig besitzen. Und da es naturgemäß als Erwachsener bereits schwer genug ist, auch nur an eine dieser drei Personen heranzukommen, sollten wir uns also fragen:

Wenn man schon kein perfekter Händler sein kann, wie wird man dann ein sehr guter? Und „sehr gut“ sollte fürs erste reichen…

Wer ein sehr guter Börsenhändler werden will, der muss so viele Eigenschaften wie möglich der genannten drei besitzen oder sich aneignen!

Einstein

Zunächst benötigen Sie die Um- und Weitsicht eines Albert Einstein.

Auf die Börse prasselt eine schier unendliche Vielzahl von Informationen, Möglichkeiten, Variablen, Konstanten, „u. s. w. und so fort“ ein…die Sie in der Theorie ALLE im Blick haben müssen. Zunächst müssen Sie sie „bemerken“, dann ständig neu bewerten und analysieren.
Alle haben einen Einfluss auf den Fortlauf der Dinge…auf die Realität der Gegenwart, auf eine mögliche Zukunft und somit auch auf eine mögliche Börsenentwicklung. Die Sie dann, wenn Sie das alles mit wachem Blick und regem Verstand richtig einordnen, auch korrekt interpretieren können. Und – Sie können dann auch entscheiden, welcher dieser Einflüsse aktuell oder in welcher definierten Zukunft mehr oder weniger Beachtung finden sollte.

Aber – das ALLEINE macht keinen guten Börsenhändler aus!

Das alleine würde vielleicht eine umfassende Aktienanalyse ausmachen, die zwar unendlich langatmig ist und alle möglichen Variablen enthält – die aber letzten Endes WERTLOS ist…wie sich ja auch an den meisten Aktienanalysen, die Sie so lesen, zeigt.

In diesen prinzipiell wertlosen Analysen wird dann alles Mögliche beschrieben, was in der Theorie zu Chancen und Risiken führt und zum Schluss heißt es dann: „Der Dax steht jetzt bei 10.000 und wir gehen nach Abwägung aller Variablen davon aus, dass er am Jahresende evtl. bei 10.200 steht!“…das ist WERTLOS – denn wer braucht so eine „magere“ Aussage schon?

Fazit Einstein:

Eine von Albert Einstein erstellte Aktienanalyse würde vermutlich alle Variablen des gesamten Universums enthalten, wäre somit megapräzise – und somit letztlich wertlos. Denn durch eine solch große Anzahl von Gesichtspunkten ist eine klare Aussage kaum mehr möglich.

Daher kommt jetzt…

… das Kind ins Spiel!

Sie benötigen zwar zunächst den Verstand von Albert Einstein (oder zumindest einen in grober Nähe davon) um sämtliche relevanten Einflüsse zu erfassen, aber das nützt Ihnen noch nichts. Denn Sie müssen diese weltbewegenden Erkenntnisse in die einfache Sicht eines kleinen Kindes zurückverwandeln!!! Nur das Kind in Ihnen sollte Ihre Anlageentscheidung treffen!

Streng nach dem Motto „Kindermund tut Wahrheit Kund!“.

Und da kommen wir schon zu einem ganz wesentlichen Aspekt:

Ein Kind ist in der Lage, sehr einfach Gut und Böse zu unterscheiden.

Sie kennen das: meine Lieblingsfarbe ist rot, meine ist blau…ich höre nur die Musik vom dem und den Künstler finde ich doof, den Film finde ich super, diese Serie geht gar nicht, Frieden finde ich gut, Krieg finde ich dumm…u. s. w. …

Sie wissen wie Kinder reden!

Kinder haben eine ganz klare Meinung zu den verschiedensten Sachen. Sie können RICHTIG und FALSCH voneinander unterscheiden und auch klar benennen!

Albert Einstein kann das nicht mehr!

Auch wenn man älter wird, kann man das nicht mehr. Jeder Mensch der älter wird merkt, dass eine Entscheidung zwischen dem, was gut oder schlecht ist, immer schwieriger wird. Die Grenzen beginnen immer mehr zu zerfließen und man kann irgendwann Gut und Böse nicht mehr wirklich auseinanderhalten.
Und man kommt dann – je älter man wird – irgendwann darauf, dass es Gut oder Böse in Wirklichkeit gar nicht gibt!!!
Sondern dass es wie viele andere Wahrheiten, an die wir uns klammern, immer vom jeweiligen Standpunkt aus abhängt…..

Aber als Kind können Sie noch so denken!

Und letzten Endes müssen Sie in der Lage sein, die langatmigen Analysen, die man „als“ Einstein gemacht hat, wieder so zusammenzustreichen, dass daraus eine klare Meinung definiert wird.

Wenn „Ihr Einstein“ z. B. eine Aktie analysiert und alle beeinflussenden „Atome“ richtig bewertet hat, dann sollte das Kind in Ihnen sagen:

„Das ist ein Riesending! Die Aktie wird ganz sicher laufen! Die hebt richtig ab! Da geh ich jetzt rein! Damit verdiene ich mein Geld! Daran glaube ich! Das ist eine gute Sache!“

Oder:

„Das wird nicht funktionieren! Diese Aktie fällt ins Bodenlose! Keine blühenden Landschaften, kein gar nichts! Da gehe ich short! Das Ding geht runter!“

Und mit dieser klaren Meinung und Überzeugung hat man letzten Endes die Einsteinschen Theorien in eine ganz einfache Formel verwandelt. Und nur wenn man in der Lage ist, GENAU DAS zu machen, kann man letztlich die Entscheidungen treffen, die an der Börse notwendig sind, um Geld zu verdienen!

Denn die üblichen Analysen, die so rumgereicht werden, halten Sie in jedem Fall von echten Entscheidungen ab. Je genauer die Analysen sind, umso schlechter sind sie im Grunde – weil sie durch immer mehr Variablen letztlich in eine Pattsituation führen.

U. a. DESHALB haben Sie vermutlich noch NIE eine DAX-Analyse einer großen Bank gelesen, die Ihnen „gesagt“ hat: „Der DAX wird stark steigen oder fallen!“…obwohl das über die Jahre recht oft geschieht…aber das lesen Sie NIE – weil diesen Analysen DAS KIND fehlt. Und wie oben beschrieben – OHNE das Kind können Sie es vergessen!

Siegmund Freund:

Siegmund Freund kommt natürlich auch noch ins Spiel.

Sie brauchen als erfolgreicher Börsenhändler die psychische Stärke einer Betonwand!

Wenn Sie auf der einen Seite wie ein kleines Kind handeln und auch bewusst so denken können, auf der anderen Seite aber auch wie ein Analytiker denken und handeln, dann ist das natürlich schon ein klitzekleiner Widerspruch – irgendwie.

Und wenn Sie sich dann „als Kind“ darauf geeinigt haben „das ist eine gute Sache“, dann werden Sie natürlich durch den „Einstein“ in Ihnen jeden Tag daran erinnert, dass es evtl. „keine gute Sache ist!“…hier lesen Sie etwas, da erzählt man Ihnen was, Propaganda in den Medien, dann laufen die Kurse mal drei Tage gegen Sie…

Evtl. fällt auch einfach nur irgendwo ein Blatt vom Baum und der Einstein in Ihnen wird das natürlich bemerken. „Ein Blatt fällt vom Baum!? Kommt der Winter evtl. 3 Tage eher? Dies hätte diese oder jene Auswirkung auf dieses oder jenes – das sollten wir bei unserer Anlage beachten und diese evtl. anpassen!“….oder so ähnlich…
Ihr Albert E. wird also jeden Tag mit einer neuen Geschichte zu Ihnen kommen, die aus rein analytischer Sicht in der Tat einen Einfluss auf den Lauf der Dinge haben kann.

Die Kunst besteht nun darin, sich um seinen kindlichen Entscheidungshorizont einen psychologischen Schutzfilter zu legen, der für derartige Einflüsse undurchdringlich ist. Sie müssen, sobald das KIND die Entscheidung getroffen hat, immun werden, gegen neue analytische Einflüsse.

Sie handeln dann nach der Devise: „Was heute eine gute Sache ist, ist es auch morgen noch! Die Dinge ändern sich – i. d. R. – nicht über Nacht! Das BLATT IST EGAL!“

Natürlich ist auch das nur die halbe Wahrheit, denn die Dinge ändern sich letztlich doch!
Zumindest ab und zu…

Und – Kinder irren sich ebenso! Auch Einstein irrt sich! Jeder kann sich irren! Und als erfolgreicher Börsenhändler wissen Sie: man irrt sich ständig!!!

Was wiederum bedeutet: der psychologische Filter, mit dem Sie sich umgeben, muss prinzipiell schon durchlässig sein – aber nur so durchlässig, wie Sie das VORHER festgelegt haben.
Und nur, wenn eine gewisse im Vorfeld der Transaktion festgelegte Menge gegensätzlicher Anhaltspunkte den Filter durchbrochen hat, kann/darf/sollte das Kind in Ihnen die dann als falsch eingeschätzte Entscheidung korrigieren. Und NUR dann…

Leider benötigen Sie noch mehr vom guten Siegmund.

Zum Beispiel benötigen Sie die psychische Stärke, antizyklisch zu handeln. Kaufen wenn es billig ist und verkaufen wenn es teuer ist – das klingt sehr einfach, ist es aber nicht.

Wenn es billig ist, besteht in aller Regel ein extrem negatives Nachrichtenumfeld – DESHALB ist es ja billig! Sie müssen dieses Klima der Angst jedoch nicht nur ignorieren, sondern sogar UMDREHEN!
Wo die Masse jetzt aus guten Gründen Angst hat, müssen Sie euphorisch sein und in der allgemeinen Angst die Chancen erkennen. Und andersrum – wenn sich alle Welt abfeiert, müssen Sie ängstlich werden und die erhöhten Risiken wahrnehmen.
Was auf den ersten Blick „leicht“ verrückt klingt, ist es im Grunde nicht. Denn i. d. R. haben Sie ja damit RECHT!

Angst – ist grundsätzlich eine gute Sache! Angst ist etwas Positives! Angst hilft uns, Gefahren zu vermeiden! Angst hilft uns, zu überleben.

Z. B.: die Angst vor großer Höhe schützt uns davor, tief zu fallen – und sichert so unser Überleben. Wer hier „antizyklisch“ handelt und trotzdem „springt“, trifft meiner Meinung nach keine gute Entscheidung!

Aber Angst an den Börsen ist überwiegend eine Emotion, die i. d. R. negative Auswirkungen hat. Somit ist es keineswegs verrückt, dort antizyklisch zu denken/handeln. Es ist vielmehr RICHTIG!

Fazit:

Einen guten Händler macht das Zusammenspiel der drei genannten Charaktere Einstein, Kind und Freud aus!
Die Fähigkeit, auf das „herabfallende Blatt“ zu achten – also eine umfassende analytische und unvoreingenommene Beobachtungsgabe auch kleinster Details – müssen Sie sich zu jeder Zeit erhalten.
Denn nur so können Sie Trends in Politik und Wirtschaft erkennen, wenn andere noch nicht daran denken!
Und auch sobald das Kind in Ihnen beschlossen hat „hier steige ich ein, das mache ich, das wird sicher laufen“ und Sie Ihre Psyche gegen Zweifel erregende Einflüsse abgeriegelt haben, benötigen Sie weiterhin diese „Einsteinsche“ Fähigkeit. Denn nur so können Sie den erneuten Trendwechsel wahrnehmen und/oder Fehleinschätzungen korrigieren. Sie müssen diese beiden Fähigkeiten parallel laufen lassen und nur so im psychologischen Wechselspiel einsetzen, dass sie sich nicht behindern, sondern vielmehr ergänzen. Und dafür ist eine weitreichende Kontrolle und Akzeptanz der eigenen Wahrnehmungen und Verhaltensmuster notwendig, um diese dann punktuell richtig einsetzen zu können.
Und ganz wichtig – Börse, wird von Menschen „gemacht“! Sie benötigen eine Beobachtungsgabe menschlicher Verhaltensmechanismen. Sie müssen zu jeder Zeit das wahrscheinliche Verhalten von Individuen und vor allem das Verhalten der Masse klar vorhersagen können. Nur so können Sie das Kauf,- bzw. Verkaufsverhalten der Marktteilnehmer bestimmen, was letztlich zu 100% für die Beeinflussung von Börsenkursen verantwortlich ist.

Eigentlich ganz einfach…

Oder das Kurzfazit:

Ein guter Börsenhändler? Denke wie Einstein, handle wie ein Kind, behalte die psychische Kontrolle über alles…und – ganz wichtig – lass Dir in Gedanken ab und zu von Freud erklären, dass Du noch nicht völlig verrückt geworden bist. Das reicht uns!

Henry Littig
backstagenews.de

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4 Dezember, 2014, 9:30 Uhr, von Henry Littig
Finanzen, Philosophie, Politik, Wirtschaft

Das Problem Russland

Das Problem Russland,

oder

…wieso der Ölpreis kurzfristig nicht steigen kann, der Westen freie Wahlen in Russland aktiv behindert, ein Atomkrieg wahrscheinlicher ist als in der Cuba-Krise und – am langen Ende – der russische Aktienmarkt vermutlich ein Kauf ist!

Die Antwort auf die Börsenfragen ist einfach…..

…..aber um diese zu beantworten, müssen wir uns leider zunächst durch einige unliebsame Realitäten quälen. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, die gesamte Russland-Problematik aus meiner ungefilterten und möglicherweise realistischen Sicht zu betrachten. Dass diese Sicht zum Teil als stark Pro-Russisch bzw. zum Teil auch als stark Pro-Westlich angesehen werden kann, liegt in der Natur der Sache. Realismus ist eben nicht einseitig…

Droht jetzt die unvermeidliche Entscheidung im Ost-West-Konflikt oder gibt es noch Wege aus der Krise?

-Die Lage

Der neue, kalte Krieg zwischen Russland und der westlichen Welt ist in vollem Gange. Und nicht nur das.

In Wahrheit befinden sich die NATO und Russland schon jetzt in der Ostukraine im Kriegszustand! Weitere Eskalationsstufen sind jederzeit möglich und ein Ende ist völlig offen.

-Aktuelle Situation – aus Sicht des Westens

Die aktuelle Krisensituation mit Russland kennt aus Sicht westlicher Politiker und unserer freien Medien nur einen Namen: „Vladimir Putin“ – auch als „Problem-Putin“ bezeichnet – in Anlehnung an den bekannten „Problem-Bären Bruno“ – Sie erinnern sich…

Wie auch immer – Russland ist, wenn es nach dem Westen geht – auf jeden Fall an allem Schuld. Russland ist aggressiv , wenig verlässlich, hegt Besitzansprüche an seinen direkten Nachbarn und zögert nicht, diese bei jeder Gelegenheit auch umzusetzen. Russland sei zu einer Politik des Rechtes des Stärkeren zurückgekehrt. Von Russlands innenpolitischen Verfehlungen sollten wir gar nicht erst anfangen, geht es doch vorwiegend offiziell zunächst um die Ukraine.

Ferner wird Putin vom Westen gerne als neuer Hitler, als Diktator, als Krimineller oder zumindest als Mensch, der den Bezug zur Realität verloren hat, bezeichnet. Und das öffentlich!

Kurz gesagt und nach westlichem Strafmaß bewertet: „Da kommen schon ein paar Jährchen zusammen!“

-Aus Sicht Russlands

Russland selbst sieht sich in der ganzen Angelegenheit als Prügelknabe der etablierten Welt und ist sich selbst keiner Schuld bewusst. Es sieht vielmehr den aggressiven Westen unter Führung der USA seinerseits als imperialistisch an und behauptet, dass sich der Westen seit dem Fall der Sowjetunion an keinerlei Abmachungen hält und immer näher an Moskau heranrückt. Thema illegale NATO-Osterweiterung, etc…..

-Die realistische Sicht

Eine realistische Sicht der Lage ist sehr einfach und kann im Grunde von jedem, auch inmitten der westlichen und russischen Propaganda, nachvollzogen werden.

Leider – und das wird später sehr deutlich werden – dient eine realistische Sicht der Dinge in diesem Fall ebenso wenig der Problemlösung, wie unsere – also die westliche Sicht – oder die russische Sicht.

Aus meiner Sicht, die ich als durchaus realistisch ansehe, gibt es zunächst überhaupt kein echtes Problem. Denn für mich ist die aktuelle Lage völlig normal und – noch – unter Kontrolle. Man muss einfach nur den Realitäten ins Auge sehen, die da sind:

Der Westen, unter der Führung der USA, IST imperialistisch!
Die Sowjetunion WAR imperialistisch und Russland MÖCHTE gerne wieder imperialistisch sein. Und das ist in allen Fällen auch gut so. Denn Imperialismus ist eine natürlich Ordnung, auf deren Grundlage diese Welt nun einmal aufgebaut ist. Das kann man jetzt noch unendlich philosophisch diskutieren und erweitern, aber das würde den Rahmen sprengen.

Daher:

Die Ukraine ist letztlich nur ein weiteres, eher unbedeutendes Kapitel dieser weltweiten imperialistischen und somit völlig natürlichen Politik. Und – Russland war und ist hier nie in der Offensive gewesen. Begonnen haben WIR das Ganze.

Sie erinnern sich doch? „Die friedlichen Proteste auf dem Maidan.“ Klingt gut oder?

Letztlich wurden dort die Regierungsgebäude durch prowestliche „friedliche“ Demonstranten gestürmt, die legitime Regierung vertrieben und durch eine westliche Regierung ersetzt. Wenn es eine überparteiliche Weltpresse geben würde, dann würde diese sagen:

„Dies war ein illegaler und gewaltsamer Putsch und ein Bruch des uns selbst ja so heiligen Völkerrechts und wir erkennen diese Regierung nicht an.“

Aber diese Presse gibt es nicht, also heißt es bei uns:

„Die friedlichen Demonstranten des Maidan haben sich friedlich und völlig unabhängig zum Wohle der Ukraine durchgesetzt.“

Das Ergebnis: WIR, also der Westen hat die Hälfte der Ukraine – seit jeher unbestritten russisches Einflussgebiet – „im Sack“.

Da sah Russland verständlicherweise seine Felle davonschwimmen und annektierte kurzerhand die Krim – sogar unterstützt mit einer „Art Volksabstimmung“.
Und im Osten der Ukraine? Das gleiche Bild wie zuvor im Westteil. Zunächst gab es die gleichen „friedlichen Demonstrationen“; anschließend wurden die Regierungsgebäude gestürmt, die Regierungen abgesetzt und durch moskautreue Leute ersetzt. In etwa das Gleiche wie zuvor im Westteil.

Russland konnte somit zum 1:1 ausgleichen. Und es war exakt der gleiche Spielzug. Natürlich wird das in unserer Presse logischerweise anders dargestellt. Und es gibt natürlich in der Tat Unterschiede – aber die gibt es immer. So unterstützt das böse Russland zum Beispiel die bösen prorussischen Separatisten immer mit genau so viel Waffen und Soldaten, dass diese sich in der Ukraine behaupten können und auch werden.
Im Gegenzug unterstützt der gute Westen die guten prowestlichen Kräfte in Kiew mit milliardenschweren Finanzzahlungen und Wirtschaftsleistungen, ohne die das Land schon längst Pleite wäre und einen Offenbarungseid gegenüber Russland leisten müsste.

Realistisch gesehen, sind also beide Kräfte, also Ost und West exakt gleich böse bzw. gut. Daher gibt es auch aktuell gar kein Problem. Die Ukraine ist besiegt und wurde aufgeteilt…

Jedoch wird diese Feststellung nichts zur Beilegung der „offiziellen“ Krise beitragen. Denn die Ziele liegen außerhalb der Ukraine.

-Worum es überhaupt geht:

Die Ukraine ist nur der Vorbote des großen Showdowns!

In einem hat der Westen übrigens Recht. Natürlich träumt Herr Putin – auch ein Hauptvorwurf des Westens – von einem Neurussland, vom Wiedererlangen alter Besitzansprüche. Aber das ist doch nur normal und höchst natürlich. Wovon sollte er auch sonst träumen? Von einem Russland, das immer mehr an Einfluss verliert? Es bedarf ja schon bei der üblichen westlichen Darstellung der Lage eines Höchstmaßes an Naivität, um dem Ganzen beizupflichten. Aber öffentlich von Russland zu verlangen, sich mit den Randstücken zufrieden zu geben, während wir uns mit Volldampf die besten Stücke des Kuchens einverleiben, ist schon sehr ambitioniert.

Und somit sind wir schnell beim eigentlichen Problem der Ukraine Krise. Russland will unbedingt ein weiteres Schrumpfen seines Einflussgebietes verhindern und dieses, falls möglich, erneut ausbauen. Logisch und natürlich. Und dafür braucht man zumindest einen Teil der Ukraine als politische und militärische Pufferzone.

Und wir? Der Westen, also die aktuell dominierende Weltmacht, möchte sich ebenso weiter ausdehnen. Das aktuelle Ziel dürfte zunächst der Westteil der Ukraine, gefolgt von evtl. Weißrussland und schließlich Russland selbst sein. Und wir sollten eines nicht vergessen: die Ex-DDR, Polen, die 3 baltischen Staaten, Tschechien, Bulgarien, Ungarn, etc. haben wir schon überrannt und assimiliert.

Natürlich wollen wir Russland nicht erobern…wir wollen es kaufen! Und letztlich in unserem Sinne missionieren. So wie die anderen Staaten zuvor auch. Und auch daran gibt es nichts zu kritisieren. Warum auch? Wenn wir uns erst einmal in einem Land festgesetzt und unser System installiert haben, brechen dort in aller Regel goldene Zeiten an. Selbstverständlich kann es in der Übergangsphase zu Chaos und/oder Zerstörungen kommen, aber auch dann gilt: je mehr in der Übergangsphase zerschlagen wird, umso mehr kann nachher wieder aufgebaut werden. Denn Erneuerung alter Substanz ist ein Grundpfeiler unserer Wirtschaft.

Die Ukraine-Krise ist also nichts weiter als eine Fortsetzung des alten Ost-West-Konfliktes, der spätestens nach Ende des zweiten Weltkrieges seinen Anfang nahm. Und enden wird dieser Konflikt wohl erst, wenn der Westen auch Russland erobert hat. Oder andersrum.

-Die Ukrainer sind die Leidtragenden

Das ukrainische Volk hat aktuell die größte Bürde zu tragen. Die Menschen im Westteil merken langsam aber sicher, dass sie für den Westen nur ein Transitland Richtung Moskau sind und die Menschen im Ostteil werden auch noch einsehen, dass sie bei der Verteilung russischer Investitionen sicher nicht ganz oben auf der Liste stehen. Dazu herrscht Bürgerkrieg und vermutlich hatte man sich das Ganze zu Beginn auf dem Maidan sicher anders vorgestellt.

-Wer hat Schuld?

Die Schuldfrage am aktuellen Konflikt stellt sich also im Prinzip gar nicht. „Moralisch“ gesehen, haben WIR an der aktuellen Situation Schuld – denn WIR haben eindeutig mit der Eroberung von Kiew angefangen. Aber Schuld, Moral oder Wahrheit haben in der Bewertung von solchen Angelegenheiten keinen Platz. Begriffe wie Moral, Schuld und Wahrheit sind Erfindungen von Philosophen – in der Natur kommen sie nicht vor. Denn dort gibt es nur eine Regel: das Recht des Stärkeren. Und genau das nutzt der Westen, um immer näher gegen Moskau vorzurücken. Selbstredend werfen wir genau das gleiche Russland vor – obwohl diese nur von ihrem Recht der Verteidigung mit allen Mitteln Gebrauch machen.

-Was ist noch zu beachten?

In der ganzen Angelegenheit sind viele internationale Machtstrukturen zu bewerten. Da sind zum einen die USA. Als noch immer Weltmacht Nr. 1 werden die USA mit ihren Verbündeten wohl eines Tages mit China aneinandergeraten. Doch das wird noch etwas dauern. Denn noch brauchen wir China, um unseren Wirtschaftsmotor auf Drehzahl zu halten. Da erscheint Kooperation günstiger als Konfrontation.

Günstig wäre es natürlich, wenn Russland näher an Europa rücken würde. Ein Weg, der grundsätzlich von Europa unterstützt wird. Dies könnte uns im Endkampf um die globale Macht einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem aufstrebenden asiatischen Gegner verschaffen.

Die USA selbst befinden sich aktuell leider in einer sehr schwierigen Lage. Eine Annäherung Russlands an China – so wie es gerade geschieht – können sie sich eigentlich nicht leisten, aber eine zu rasche und vor allem vertrauliche Zusammenarbeit Russlands mit Europa ist für die USA noch gefährlicher.

Warum?

Eines sollte man immer vor Augen haben. Wir in Europa sind in jedem Fall auf die USA angewiesen. Die USA sind die einzige Macht, die unsere Sicherheit garantieren kann. Europa selbst, von der Bevölkerungsstruktur her überaltert und militärisch schwach, kann sich nicht mehr selbst verteidigen. Und – trotz des immer mal wiederkehrenden antiamerikanischen Gedankenguts – muss man feststellen: in Sachen Sicherheit und Verlässlichkeit sind wir mit den USA seit Ende des zweiten Weltkrieges sehr gut gefahren.

Ein zu schneller und vor allem partnerschaftlicher Zusammenschluss Europas mit Russland könnte hier natürlich Änderungen hervorrufen, die das aktuelle Gleichgewicht aus den Angeln heben. Nach einem z. B. sofortigen Beitritt Russlands zur EU könnte der Startschuss eines extremen Wirtschaftsbooms erfolgen, der über Dekaden anhalten sollte. Gepaart mit der offensichtlichen militärischen Stärke Russlands würden in der Folge Rufe nach einer Loslösung Europas von den USA laut. Genau wie in Russland jetzt, würden dann auch in Europa neue Machtanspruchsgedanken Einzug halten. Und diese würden die USA letztlich schwächen und isolieren. Statt einer Weltmacht – den USA – würde es dann mittelfristig drei Weltmächte geben: USA, China-Asien und der Eurussische Block. An dieser Vorstellung kann Washington kein Interesse haben. Wenn die USA die Wahl haben, zwischen einem Bündnis Russlands mit China oder Europa, so würden sie wohl das mit China bevorzugen. Denn diese werden Russland letztlich nur benutzen und ausbeuten, während die Europäer eher an echter Partnerschaft und einem Aufbau Russlands in unserem Sinne Interesse haben. Und das ist für die USA ungleich gefährlicher.

So ist es recht einfach zu erklären, weshalb gerade die USA in der Ukraine-Krise nicht auf Deeskalation setzen, sondern versuchen, Russland in Richtung China abzudrängen – was aktuell auch gelingt.

Deutschland selbst sitzt derweil genau zwischen den Stühlen. Einerseits sind wir zu 100 Prozent von den USA abhängig, zum anderen würden wir am meisten von einem friedlichen Beitritt Russlands zur Europäischen Union profitieren. Daher tritt Deutschland i. d. R. gemäßigt auf und versucht „den Dialog nicht abreißen“ zu lassen.

Und China? Die sagen zu all dem gar nichts und sind der lachende Dritte. Für sie ist die US-Politik ein wahrer Segen, denn sie gewinnen durch neue Verträge mit Russland an Macht und Einfluss hinzu.

Sie sehen, es ist zwar alles recht einfach, aber zum Teil eben auch kompliziert, zumindest wenn es um eine Lösung geht, die allen gerecht wird.

-Welche Lösungen gibt es?

Wer kein Träumer und halbwegs geschichtsfest ist, der muss wissen: Eine echte Lösung gibt es erst dann, wenn eine politische, militärische, religiöse oder ideologische Macht den gesamten Planeten erobert und dauerhaft befriedet hat. Ich denke, Sie geben mir Recht, dass diese Lösung zwar eines Tages kommen mag, jedoch zeitlich weit außerhalb unserer aller Lebenserwartung liegt. Daher kommt für die aktuelle Lage nur eine Zwischenlösung in Betracht, die erreichbar sein muss und mittelfristig Bestand hat.

Doch bevor wir zu Lösungsmöglichkeiten kommen, müssen weitere Faktoren beachtet werden.

-Der Putin-Faktor

Ein entscheidender Faktor im ganzen Spiel ist der Faktor Vladimir Putin.
Realistisch gesehen, hat Herr Putin in den letzten 14 Jahren einen Riesenjob gemacht. Er hat sein Land in extrem kurzer Zeit aus der desaströsen Nach-Sowjetzeit in eine neue Ära geführt. Aller teils berechtigten Kritik des Westens zum Trotz, hat er den Arbeiter- und Bauernstaat in Rekordzeit entschuldet und die Lebensbedingungen im Land erheblich verbessert. Es wurde eine künstliche Hierarchie von Arm und Reich installiert und halbwegs für Recht und Ordnung gesorgt. Dass dieses Gebilde aus westlicher Sicht noch immer extrem mangelhaft ist, ist richtig. Aber wenn man die ursprüngliche Basis und die Kürze der Zeit ins Kalkül zieht, so ist das Ergebnis vergleichsweise beeindruckend.

Wenn man z. B. vergleicht, welche Erfolge der Westen bei der Demokratisierung von diversen Ländern verbucht hat, fällt das Urteil zwingend verheerender aus. Denn überall, wo wir zuletzt versucht haben, unsere heiligen Werte über Nacht zu installieren, sind wir aktuell auf ganzer Linie gescheitert. In Libyen, im Irak, in Syrien, in Afghanistan etc. – überall, wo wir unter guten Vorsätzen einmarschiert sind, herrschen aktuell Krieg und absolutes Chaos. OK, man kann eben nicht immer gewinnen, aber davon ist in unseren Medien verständlicherweise nichts zu lesen. Aber auf Putins Russland, was vergleichsweise gut dasteht, wird eingeprügelt, was das Zeug hält. Aber, wie schon erwähnt – Politik besteht eben nicht aus Ehre und Wahrheit. Das ist aber auch richtig so, denn mit Ehre und Anstand lässt sich nun mal kein Krieg gewinnen.

-Mobbing-Opfer Putin

Leider, aus russischer Sicht gesehen, ist Putin trotz oder gerade wegen seiner Erfolge ein Top-Kandidat für internationales Polit-Mobbing. Man kann sich das ähnlich vorstellen, wie ein klassisches Schul-Mobbing. Das Spiel heißt „Alle gegen einen“. Und, wie auch im Schulmobbing, hat das Opfer keine Chance, allein aus der Sache raus zu kommen. Bei Putin würde ich zunächst mal ein klassisches Neid-Mobbing attestieren. Denn Zar Vladimir hat alles, was all die anderen Weltpolitiker gerne hätten. Er kommt und geht wann er will, sagt was er will, tut und lässt was er will. Und das Ganze nicht in einer karibischen Bananenrepublik, sondern in einer ernst zu nehmenden atomaren Weltmacht. Ganz nebenbei konnte er sich noch ein paar dutzend Milliarden $ zusammenraffen und erfreut sich bester Gesundheit. Wenn das internationale Mobbing nicht wäre, würde wohl fast jeder Weltpolitiker gerne mit ihm tauschen.

Aus diesem Grund hat sogar das Forbes Magazin Putin zum mächtigsten Mann der Welt gewählt.

Zum Vergleich:

Der eigentlich mächtigste Mann der Welt, Barack Obama, muss für jede seiner Taten zunächst die Republikaner um Erlaubnis fragen. Die mächtigste Frau Europas, Angela Merkel, muss sogar erst Herrn Gabriel, dann die EU-Kommission und dann noch Herrn Obama um Erlaubnis fragen. Und der hat dann, wie wir gelernt haben, immer noch nicht das letzte Wort.

Und da wundern Sie sich, dass jeder von denen Putin hasst? Mich wundert das nicht…

-Mit Russland redet man anders

Sicherlich haben Sie es auch schon bemerkt, aber mit und über Russland wird international anders gesprochen, als mit anderen Staaten. Und auch das in aller Öffentlichkeit.
Von Russland wird stets gefordert, verlangt und erwartet. Russland muss liefern, muss sich bewegen, muss endlich seinen Kurs ändern. Und wenn Moskau dann tatsächlich ab und zu einen Teil der westlichen Forderungen umsetzt, dann heißt es stets: „Das war ein erster kleiner Schritt, aber das reicht noch lange nicht – da muss jetzt endlich mehr kommen.“

Diese Tatsache, des fast schon unverschämten Umgangs mit diesem Land, ist ebenso eine direkte Folge des internationalen Russland-Mobbings. Logisch – jeder Politiker eines jeden europäischen Provinzstaates kann sich auf diese Art und Weise im Fahrwasser der USA als Weltmann der Geschichte sehen und sich ebenso benehmen. Und ganz nebenbei kann man so den insgeheim beneideten Putin vom Sockel stoßen.

Wer jetzt denkt, derartige Eitelkeiten hätten keinen Einfluss auf den Verlauf der Weltpolitik, der irrt gewaltig. In der Tat sind es eher überwiegend persönliche Eitelkeiten der handelnden Personen, die den Verlauf der Welt bestimmen.

-Ist Putin gefährlich?

In unseren Medien wird Putin stets als extrem gefährlicher Mann dargestellt. Diese Meinung wird natürlich von der Bevölkerung angenommen.
Persönlich denke ich, dass man so eine Meinung realistisch nicht vertreten kann, da keiner von uns über absolute Informationen verfügt. Folgt man der üblichen Ost-West Propaganda, so scheint aus unserer Sicht die Sache klar: WIR sind die Guten und Herr Putin ist der Teufel. Und – zugegeben – der aktuell immer mehr in die Ecke getriebene Putin wird sich vermutlich immer extremer verhalten. Logisch – aber es stellt sich die Frage, wie er sich in einem neutralen Klima verhalten würde?

Und, natürlich ist Putin kein Demokrat in unserem Sinne. Das war er nie, wird er nie und wollte er auch nie sein. Und das russische Volk kann so etwas auch nicht vertragen. Es stellt sich daher die Frage, wie sich jeder einzelne von Putins Kritikern verhalten würde, wenn sie an seiner Stelle wären. Manche gefährlichen Machtmenschen werde als solche geboren, aber manche werden es auch erst durch die sie umgebenden Möglichkeiten. Und Putins Möglichkeiten sind eben im wahrsten Sinne des Wortes „grenzenlos“. Dem laut Forbes Magazin mächtigsten Politiker der Welt vorzuwerfen, er sein ein machthungriger Politiker, ist doch im Grunde lächerlich. Das ist ja fast so, als würde man dem FC Bayern vorwerfen, guten Fußball zu spielen.

Ziel in jedem Wettbewerb ist es, oben zu stehen. Und wie wir wissen, wird auch der FC Bayern dafür oft kritisiert. Und auch der FC Bayern ist gefährlich für andere Vereine. Er kauft Ihnen oft Schlüsselspieler weg und zerstört so ihren Vereinserfolg. Aber so ist das eben…..siehe aktuell Borussia Dortmund.

Und mächtige Staaten mit machthungrigen Politikern sind eben in der Regel eine Gefahr für andere Staaten. Und auch das ist eben so und so geht es seit Tausenden von Jahren. Wer also Putin entmachten will, nur weil er gerade an der Spitze eines potenziell wiedererstarkten Staates steht und sich entsprechend verhält, der muss gleichzeitig auch den FC Bayern entmachten.
Natürlich heißt es dann: „Ja, dass ist ja etwas völlig anderes,“…..ist es aber nicht…..
Denn der Neid der restlichen Liga ist im Sport und der Politik genau gleich. Und als FC Köln Anhänger weiß ich, wovon ich rede. Dennoch achte ich den Erfolg vom FC Bayern und verteufele auch nicht Vladimir P. – nur weil beide gerade an der Spitze der jeweiligen Nahrungskette stehen und versuchen, ihre Positionen zu halten bzw. auszubauen.

-Russlands eigene Fehler

Die Liste der hausgemachten Fehler Russlands ist lang. Trotz der schon erwähnten, relativen Erfolge der Regierung Putin, gibt es auch gravierende Fehler. Meine Tante sagte einmal: „Du musst immer die wählen, die schon etwas haben – denn die anderen machen sich erst noch die Taschen voll!“

Und da hat sie völlig recht.

Ich denke, in diesem Punkt hat die Regierung Putin den Bogen etwas überspannt und hat zu sehr in die eigenen Taschen gewirtschaftet. Es war zwar völlig richtig, in Russland zunächst ein finanzielles Oben und Unten zu installieren, ohne das eine Wirtschaft vermutlich nicht produktiv sein kann. Jedoch hätte man viel mehr Augenmerk auf den Auf- und Ausbau eigener Industrien legen müssen, statt sich nur auf den Aufbau einer gigantischen Anzahl von Superreichen zu konzentrieren, die den ehemaligen Staatsbesitz unter sich aufteilen.
Möglicherweise wäre der Aufbau heimischer Produktion der nächste Schritt im politischen Plan Putins gewesen. Denn auch ihm ist klar, dass der Ölexport nicht von Dauer ist. Auch der Umbau des Oligarchensystems bzw. die Verpflichtung selbiger, ihr Kapital in Zukunft mehr in Russland zu investieren, statt in Fußballspieler, wäre in Zukunft ein Thema. Es wurden zuletzt schon zahlreiche Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung ergriffen, die zumindest schon ansatzweise erste Erfolge verbuchen konnten. Änderungen im Rechts- und Steuersystem sind vermutlich in Planung.
Ich will Herrn Putin nicht zu viele, vermeintlich gute Eigenschaften zuschreiben, aber der dekorierte EX-KGB-Mann ist mit Sicherheit kein Dummkopf. Ich persönlich halte ihn sogar für hochintelligent. Und es ist ihm sehr bewusst, dass er die gerade beschriebenen Reformen umsetzen muss, um seine Macht zu festigen. Niemand kann dauerhaft gegen die Interessen und die Stimmung im Volk regieren – daher wären Reformen schon allein aus Selbstschutz dringend notwendig.

Aber – in jedem Fall war er damit nicht schnell genug.

Und weitere Zeit des wirtschaftlichen Wandels will man ihm im Westen auf keinen Fall geben. Aus einem abhängigen Russland würde so ein unabhängiges Russland – und das käme jedem westlichen Hardliner extrem ungelegen.

Wie auch immer. Russland steht aktuell völlig ohne eigene Industrie und ohne eigene Technologie da und ist somit den Kräften des Marktes völlig schutzlos ausgeliefert. Bedauerlicherweise ist Russland noch nicht einmal in der Lage, das Öl zu 100% selbst zu fördern – ohne die Hilfe ausländischer Technologie. Und die wird im Zuge der Sanktionen zunehmend knapp. Eine fatale Entwicklung für Russland.

-Der Öl-Bumerang

Diese Abhängigkeit vom Öl sowie der Umstand, dass man es noch nicht einmal selber fördern kann, wird nun zum Bumerang.

Zum Thema Öl sollte man noch erwähnen, dass die USA bekanntlich in den nächsten Jahren vom größten Ölimporteur zum größten Ölexporteur der Welt aufsteigen – u.a. dem Fracking sei dank. Dies hat jedoch gravierende Folgen! Zum einen wird sich der mäßigende Einfluss der USA im nahen Osten verringern. Logisch – früher hatte man noch ein Interesse an halbwegs stabilen Verhältnissen in dieser Region. Doch schon bald dürfte dies anders herum sein. Das dann selbst ölreichste Land der Erde hat dann eher ein Interesse an einem unstabilen nahen Osten – incl. Förderausfällen. Was, wie wir wissen, sehr einfach zu erreichen ist: man schaut einfach ein paar Monate weg – und schon bekriegen sich die vielen verfeindeten Gruppen und legen alles in Schutt und Asche.

Leider muss man sagen: Einfacher kann man eine Region nicht zerstören.

Diesen Politikwandel kann man jetzt schon erkennen. Der IS ist vermutlich so etwas wie ein Test. Man schaut nur 3-4 Wochen lang elegant weg – und schon bricht das Chaos aus und der halbe Irak ist erobert. Den IS, der natürlich eine extrem destabilisierende Kraft ist, hätte man noch vor 5 Jahren niemals so groß werden lassen. Dies hat sich jetzt geändert. Natürlich hat man auch in den USA aktuell noch kein Interesse an einem kompletten Chaos in der Region. Denn dies würde den Ölpreis zunächst wieder steigen lassen. Und damit fällt die wichtigste Waffe des Westens gegen Russland weg.
Das bedeutet also, dass die Nahost-Strukturen von den USA noch mindestens so lange aufrecht erhalten werden, bis man Russland in die Knie gezwungen und der Westen dort eine uns ergebene Regierung eingesetzt hat. Oder zumindest genug Zeit bekommt, es zu versuchen.

Und auch die Saudis haben ein Interesse an niedrigen Ölpreisen. Denn je höher der Preis notiert, umso schneller werden die USA ihr Öl selbst fracken. Und dann, wie gesagt, lässt das Interesse der USA an der Region nach…..und auch das Regime in Saudi-Arabien ist dann stark gefährdet. Mit niedrigen Ölpreisen können sie sich also noch eine Weile den Zuspruch der USA erkaufen…..aber auch das nicht dauerhaft…..

Fazit: die USA und Saudi Arabien haben aktuell gemeinsam das Ziel, den Ölpreis zu drücken.

Für Russland ist dies selbstredend katastrophal.

Sofern hier nicht umgehend die Chinesen einspringen, die russische Ölproduktion technologisch unterstützen und das Öl dann zu hohen Garantiepreisen abnehmen, droht Russland binnen weniger Jahren der Staatsbankrott!

Und dann wird es auch für Putin sehr eng. Aktuell gewinnt er noch an Zustimmung im Land, denn gegen einen so mächtigen Gegner wie den Westen zu punkten, gefällt dem Volk natürlich. Aber am langen Ende könnte sich der Wind auch in Russland drehen. Denn die Lebensbedingungen im Land werden sich ab sofort verschlechtern. Langsam aber sicher. Und aus dem derzeit noch gelebten Patriotismus wird dann ebenso schleichend der größer werdende Wunsch nach den Verlockungen des Westens. Und diesen Verlockungen kann dauerhaft kein Volk widerstehen.

-Aber:

Russland ist leidensfähig und die Bevölkerung mag die Unterdrückung

In Russland gehen die Uhren anders und um die aktuelle Situation zu verstehen, muss man sich in jedem Falle eins verdeutlichen: Der Russe an sich ist extrem leidensfähig! Und vermutlich auch leidenswillig!
Es ist ja nicht so, als hätte der Westen der russischen Bevölkerung nicht schon eindeutig klargemacht: bei uns würde es fast jedem von Euch besser gehen. Und fast jedes Volk dieser Erde hätte bei diesen Verlockungen schon längst gegen seine Regierung rebelliert und diese gestürzt. Denn eines ist eindeutig: Freiheit, Wohlstand sowie Recht und Ordnung bekommt man als Volk nicht geschenkt. Man muss sich das erkämpfen und erarbeiten. Historisch gesehen, lebt die russische Bevölkerung jedoch seit jeher unter der Knute. Ich bin zwar der Meinung, dass das System Putin in den letzten 14 Jahren viel erreicht hat. Dennoch ist es natürlich meilenweit von dem unseren entfernt. Davor gab es ca. 80 Jahre Dauerhaft in der Sowjetunion und davor die Zarenzeit. Vermutlich auch kein Zuckerschlecken für den russischen Normalbürger. Von noch früheren Zeiten ganz zu schweigen.

Jedenfalls lässt die Geschichte daher nur zwei Möglichkeiten zu. Entweder fehlt den Russen der Mut oder der Wille, ein freies Leben zu führen. Und das seit zig Generationen. Somit war und ist Russland ein geeignetes Land für totalitäre Systeme. Und fremde Nationen, die daran etwa ändern wollen, können auf keinen Fall auf die Mithilfe der Bevölkerung hoffen. Doch exakt diese Tatsache, dass der Russe sich eben anders verhält als ein anderes Volk in vergleichbarer Situation, wird im Westen zu wenig beachtet. Daher laufen einige Strategien des Westens stets ins Leere oder gehen gar nach hinten los.

-Russland wird weltweit als Bedrohung und die Bevölkerung als unsympathisch wahrgenommen

Über das weltweite Polit-Mobbing gegen Putin haben wir schon gesprochen. Aber auch der Durchschnittsrusse bzw. das gesamte Land gibt auf internationaler Ebene ein perfektes Ziel für negatives Gedankengut ab und ebnet so den Weg für die politische Isolation. Wenn das Verhältnis Russlands zum Rest der Welt verbessert werden soll, so bedarf es auch dringend eines Imagewechsels. Befragt man repräsentativ Menschen aus aller Welt über die Beliebtheit von Staaten und seiner Bürger, so rangiert Russland einschließlich der Russen in der Regel am unteren Ende der Skala. Dies hat viele Ursachen. Aber so lange diese nicht aktiv bekämpft bzw. verbessert werden, wird sich am Ansehen Russlands nicht viel ändern.

Deutschland, nach jüngsten Umfragen das beliebtestes Land der Welt, wird im Ausland extrem positiv wahrgenommen. Wir können uns oft gar nicht vorstellen, wie viele deutsche Firmen und Produkte jeder Mensch auf der Welt kennt und schätzt: Das sind bestimmt 1000 Firmen und Produkte etc. und das fängt bei Audi, AEG und Aspirin an, geht über Bayer, BMW und BASF so munter weiter bis hin zu Zalando. Von positiven Eigenschaften und bekannten Persönlichkeiten ganz zu schweigen.

Jedoch: wir haben uns das hart erarbeitet!!!

Nun – Russland hat sich seine Wahrnehmung sicher auch hart erarbeitet!!!

Jedoch: bei Russland kommt diese Wahrnehmung eher „einen Tick“ negativ rüber!

Bei Russland denkt man sofort an Wodka, Mafia, Gewalt, Lada, Kalaschnikow, Korruption, verfallene Infrastruktur, Misswirtschaft und politische Unterdrückung. Und kein einziges positiv bekanntes Unternehmen. Oder kennen Sie ein international bekanntes und positiv empfundenes russisches Unternehmen? Ich kenne keins! Also ich meine, kein Einziges!!!

Da könnte man Russland doch einen klitzekleinen Nachholbedarf attestieren, oder?

Dann:

Der Russe selbst gilt international ebenso als wenig freundlich. Sagen Sie z. B. einem Russen in einem internationalen Hotel ein freundliches Hallo, so geht er in der Regel wortlos an Ihnen vorbei, als wären Sie gar nicht da. Dieses international als extrem unfreundliche angesehene Verhalten hat jedoch eine einfache Ursache: Es ist in Russland extrem unüblich, fremde Menschen auf der Straße zu grüßen. Und selbst in einem russischen Geschäft ist die Stimmung zwischen Kunden und Verkäufer in etwa so wie bei der Essensausgabe in Alcatraz.
Dieses Verhalten ist für jeden Mitteleuropäer ein echter Schock, wenn er zum ersten Mal nach Russland kommt. Die fälschlicherweise erwartete sprichwörtliche offene russische Herzlichkeit existiert in Wirklichkeit gar nicht. In privatem Kreise schon! Wenngleich auch nicht so stark übertrieben, wie erwartet. In der Öffentlichkeit jedoch existiert ein Klima, das sich in etwa an den vorherrschenden Außentemperaturen orientiert. Frostig bis eisig. Dazu kommt, dass in Russland nur gelacht oder freundlich geguckt wird, wenn es einen triftigen Grund dafür gibt. Instrumentalisiert wird das Klischee vom bösen, unfreundlichen Russen auch in Hollywood.
In jedem großen Kinothriller sind die wirklich bösen Burschen in der Regel – Russen. Und ich meine nicht die intellektuellen Bond-Bösen, die oft über ein gewisses geniales Charisma verfügen, sondern die wirklich unsympathischen Typen.

Ob gewisse Dinge in Russland nun üblich sind oder nicht, international ebnet dieses Verhalten und die gesamte damit verbundene Wahrnehmung natürlich den Weg für Mobbing, Ächtung und Ausgrenzung.

Fazit:

Bei dieser Wahrnehmung sind Partnerschaften mit anderen Staaten natürlich schwierig.

Russland muss daher dringend sein Image aufbessern!!!

Anfangen würde ich mit gelebter Freundlichkeit gerade Fremden gegenüber – denn die sind es letztlich, auf deren Bewertung es ankommt. Wenn ich z. B. in die Emirate reise, dann informiere ich mich vorher über die Sitten und Gebräuche in einem islamischen Land und respektiere sie. Genauso könnten Russen im Ausland durch etwas offeneres Auftreten viel Eis in den international verkrampften Beziehungen brechen.
Und vor allem: Das geht schnell, kostet nichts und könnte von der Regierung Putin im Schnellverfahren „verordnet“ werden.

Die vermutlich noch schwerer wiegenden negativen Dinge, die man Russland zuschreibt, durch international bekannte, positive Produkte und Dienstleistungen zu ersetzen, dürfte da schon bedeutend schwerer fallen. Dafür muss die gesamte Industrie umgestaltet werden – und das dauert…..

Daher, als erste Schnelllösung: Ein Tick mehr offen gezeigte Herzlichkeit – auch und gerade in schlechten Zeiten – wird das Image Russlands international etwas anheben. Und somit wird es für Russlands Gegner schwerer, das Land zu isolieren.

-Kann Putin nicht einfach Abdanken oder sich freiwillig abwählen lassen?

Geld hat er ja genug und eine neue westtreue Regierung kann sich dann fortan mit den vielen Problemen herumschlagen.

Das wäre doch für alle die eleganteste Lösung.

Nein, das kann er aus persönlichen Gründen auf keinen Fall. Er würde von der neuen Oppositionsregierung umgehend verhaftet und vermutlich lebenslänglich eingesperrt.
Und das hätte dann auch nichts damit zu tun, ob er es in irgendeinem Sinne verdient hätte oder nicht. Schuld an diesem Ende wäre in diesem Fall wiederum der Westen. Der Westen hat in den letzten Jahren nichts unversucht gelassen, um Putin als kriminellen Diktator darzustellen. Und somit hätte eine neue, westlich gesinnte Regierung keine andere Wahl. Der Westen würde in jedem Fall Putins Kopf fordern und alle aktuell weniger mächtigen Politiker somit ihre Genugtuung erhalten.
Und – wie wir in Libyen und dem Irak gesehen haben: Hat der Westen erst einmal eine Person öffentlich der Schurkerei bezichtigt, so ist das Leben des ehemaligen Diktators nach dem Machtwechsel nichts mehr wert.
In Ägypten übrigens wurde Herrn Mubarak für die Aufgabe seiner Macht seinerzeit Straffreiheit versprochen, um ihn anschließend umgehend einzubuchten. So ähnlich würde es wohl auch in Russland laufen, wenn Putin eines Tages eine freie Wahl in einem für ihn ungünstigen Moment zulassen würde.
Auf Ehre in der Politik kann man sich heute eben nicht mehr verlassen.

Bis auf wenige Ausnahmen – z. B. Helmut Kohl – und – Vladimir Putin. Helmut Kohl hat bis heute sein Ehrenwort gehalten und die Namen der Spender nicht genannt.

Und Putin – gab damals Herrn Jelzin ebenso sein Ehrenwort. Boris Jelzin übergab die Macht damals nur unter dem Versprechen an Putin, dass er nach seiner Abdankung zu 100 Prozent in Ruhe gelassen wird. Und Herr Putin hat sich zu 100 Prozent an sein Wort gehalten.

Fazit:

So gesehen könnte man sagen: WIR, der Westen, verhindern freie Wahlen in Russland, weil wir Putin derart in die Ecke gedrängt haben, dass er freie Wahlen auf keinen Fall mehr zulassen kann. Das heißt, entweder wir ebnen Putin einen Weg, halbwegs gesund aus der Sache raus zu kommen oder wir zwingen ihn im Gegensatz dazu, sein Regime aus Selbstschutz immer totalitärer auszurichten.

-Russland ist Atommacht

Der Westen verhält sich gegenüber Putin ähnlich wie seinerzeit gegenüber Saddam Hussein oder Muammar al-Gaddafi. Man drängt den Kreml-Chef derart in die Ecke, dass es kaum noch einen Exit für ihn gibt. Vermutlich hat man den Drang der russischen Bevölkerung nach Freiheit, Recht und Ordnung gemäß unserem Vorbild stark überschätzt. Und jetzt hat man ein Problem. Man hat den Tiger zwar angeschossen, aber nun ist er umso gefährlicher. Militärisch konnte man zwar den Irak bezwingen, aber mit Russland geht das nicht. Russland verfügt vermutlich über die zweitstärkste Armee der Welt. Und diese ist im Gegensatz zu z. B. unserer Armee sogar einsatzfähig. Und dazu kampfeswillig!
Vladimir Putin ist eben schlau. Während wir bei uns den eigenen Militär- bzw. Polizeiapparat immer weiter schwächen, so dass in manchen deutschen Städten schon von latenter Straßenanarchie gesprochen werden kann, hat Putin Polizei und Militär gestärkt. Somit kann er jederzeit für exakt die Menge an Recht und Ordnung sorgen, die ihm gerade lieb ist.

Das heißt, ab einem gewissen Punkt war also klar, dass der Westen bei seinem Feldzug gen Osten bei Putin auf Granit beißt. Und, es muss klar sein – auch ein Atomkrieg ist möglich, wenn der Westen Putin keine andere Wahl lässt und ihm immer weiter das Wasser abgräbt. Logisch – wer nichts mehr zu verlieren hat, kann auch auf das Knöpfchen drücken. Hussein und Gaddafi hätten das vermutlich auch gemacht, sie konnten es aber nicht. Bei Putin ist das anders – er kann!

-Der Krieg hat jedoch schon längst begonnen.

Wer also denkt, der schlaue Westen will keinen Krieg mit ungewissem Ausgang provozieren, liegt in jedem Fall falsch. Denn der Krieg hat schon längst begonnen. Wenn man 1 und 1 zusammenzählt, dann führen wir schon heute einen Angriffskrieg gegen Russland.
Wenn man die Dinge so sieht, wie sie sind, dann gilt folgendes:

Die NATO hat den Westteil der Ukraine erobert und annektiert. Russland hat den Ostteil der Ukraine erobert und annektiert. Klingt fair.

Eigentlich sollte es daher keine Kämpfe mehr in der Ukraine geben. Aber diese gehen munter weiter. Ukrainische Truppen kämpfen noch immer im Osten gegen die Separatisten.
Doch das bedeutet faktisch, dass imaginäre NATO-Truppen auf imaginäres russisches Gebiet vordringen und dort gegen imaginäre russische Soldaten kämpfen. Und das ist praktisch ein Angriff der NATO auf Russland.
Natürlich wird jeder Politgast in einer der vielen Fernsehtalkshows dazu argumentieren, es sei das absolute Recht der ukrainischen Armee dort tätig zu werden und alles sei die Schuld Russlands.
Aber realistisch gesehen, ist es genau wie ich sagte und die ukrainische Armee hat im Ostteil des Landes nichts mehr verloren. Das ist eben der Preis, den die West-Ukraine für ihren West-Kurs bezahlen muss.
Im Umkehrschluss würde ich ein Vordringen der Separatisten in den Westteil des Landes ebenso als Angriffskrieg von Russland gegen die NATO bezeichnen.

Aus diesem Grund sollte der Westen von der Ukraine verlangen, sich militärisch aus dem Ostteil sofort zurückzuziehen. Dann gäbe es umgehend Frieden, zumindest für eine Zeit. Denn sonst droht eine Verschärfung des Krieges mit Russland. Und ich weiß nicht, ob wir uns von unseren neuen Kiewer Partnern in so etwas hineinziehen lassen sollten.

-Mögliche Lösungen

Nachdem wir nun einige Punkte der gesamten Problematik angesprochen haben, sollten wir uns nun ein paar Lösungsvarianten einfallen lassen.

-Die elegante Lösung ohne Putin

Wir haben festgestellt, dass Putin nicht so einfach seine Ämter aufgeben kann, ohne dabei seine eigene Sicherheit zu gefährden. Somit müsste es in jedem Fall eine Art goldenen Fallschirm für ihn und seine Getreuen geben. Am praktischsten wäre ein Exil in China. Man müsste ihm gestatten, den Großteil seiner Finanzen mitzunehmen. Er könnte dort weiter unternehmerisch tätig sein bzw. auch das eine oder andere politische Amt innehaben. Ich bin sicher, dass er seine politischen Erfahrungen in China, die ja ein ähnliches, eher totalitäres Regime haben, einbringen kann.
Als Gegenleistung für dieses Exil, das dann natürlich gleichzeitig ein nach Europa abwanderndes Russland bedeutet, müsste man China langjährige Lieferverträge für diverse Rohstoffe anbieten.
Mit dieser Lösung wären zunächst alle zufrieden. Herr Putin selbst hätte seine Gewinne realisiert und ist persönlich aus dem Risiko. China bekommt das, was es ohnehin nur von Russland wollte, der Westen jubelt, dass der böse Herr Putin abdanken musste und auch die USA könnten strategisch damit gut leben, denn: der Endgegner China wird nicht übermäßig gestärkt und Russland insgesamt eher geschwächt. Denn auf Putin wird in Russland zunächst das Chaos folgen. Wie in fast jedem Land, das der Westen zuletzt befreit hat. Denn eine Frage können weder Obama noch Frau Merkel beantworten: wer außer Putin kann in Russland halbwegs für Ordnung sorgen? Etwa die Opposition? Die wird sich ebenso wie Putin erst selbst die Taschen füllen. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass auf den alten Putin ein neuer folgen wird, oder mehrere – und womöglich wird man sich dann auch im Westen nach den heutigen Zeiten zurück sehnen. Folgerichtig müssten gleichzeitig nach Putins Abdankung internationale Truppen nach Russland geschickt werden, die dann dafür sorgen, dass alles auch so läuft, wie gewünscht. Und das ist utopisch.

Fazit: diese Lösung klingt zwar zunächst verlockend, ist aber extrem unwahrscheinlich, denn Putin würde dem nicht zustimmen. Zumindest noch nicht. Dass der mächtigste Mann der Welt freiwillig ins Exil geht und sein Land zum Wohle der Bevölkerung an den Westen verkauft, wäre auch ein weltweites Novum.

-Die Dinge einfach weiterlaufen lassen.

Die Dinge einfach weiterlaufen zu lassen, ist auch eine Option. Sie enthält naturgemäß ein breites Spektrum an Möglichkeiten – aber auch eine Menge, zum Teil sehr hoher Risiken. Die größte Gefahr ist natürlich eine Ausweitung des Krieges, den wir ja bekanntlich schon führen. Am Ende will das niemand und vor allem will auch keiner Schuld gewesen sein, aber es wäre nicht das erste Mal, dass zwei Mächte einfach in einen Krieg hineingeraten. Historisch könnte man zwar sagen, dass ein großer Krieg statistisch schon lange überfällig ist, aber vermutlich sind die meisten doch froh, wenn es sich noch ein Weilchen vermeiden lässt.

Vermutlich würde sich die Spannung mit der Zeit lösen und die Dinge normalisieren sich – vorübergehend. Die Krim bleibt russisch und jeder Jäger streift sich seinen Teil des restlichen ukrainischen Bärenfells über und geht seiner Wege. Die Rhetorik legt sich und man geht zur Tagesordnung über. Das Grundproblem Ost gegen West wäre dann aber noch immer nicht gelöst und die Konfliktparteien würden sich auf jede sich bietende Gelegenheit stürzen, um das Feuer erneut zu entfachen. Wenn die Verwestlichung des russischen Marktes das Ziel ist, so wäre der Westen auch der erste Verlierer einer Entspannung. Immerhin hätten die USA einen Teilsieg erreicht, in dem sie Russland als echten Partner Europas und somit als echte Gefahr ihrer eigenen Partnerschaft zu Europa auf Jahre hinaus unmöglich gemacht hätten. Und auch den aktuellen Trend Russlands Richtung China hätte man auf diese Weise ebenso zumindest geschwächt.
Für Deutschland wäre diese leichte Entspannung des Konflikts latent positiv. Die geschwächten Wirtschaftsbeziehungen zu Russland könnten wieder leicht anziehen, aber viel mehr ist auch nicht drin.

Fazit: die wahrscheinlichste Lösung. Damit wird zwar nichts Zählbares erreicht und die Probleme nur verschoben, aber Handeln ist schon lange nicht mehr internationaler Standard. Und bei dieser Variante können alle Verantwortlichen genau das tun, was sie am liebsten machen – quatschen.

-Die elegante Lösung mit Putin

Wenn der Westen Russlands Markt erobern will, dann braucht er eigentlich Putin. Wir haben schon erörtert, dass das russische Volk mit etwas härterer Hand regiert werden will, als das in Westeuropa der Fall ist. Wer in diesem Land die notwendigen Reformen einleiten will, die wir letztlich brauchen, um dieses Riesenland mit unserem System zu überschwemmen, braucht hierzu die absolute Autorität. Und der einzige Mann, der dies garantieren könnte, wäre Vladimir Putin. Man müsste also nur auf Putin zugehen und ihm z. B. Beitrittsverhandlungen zur EU anbieten. Natürlich im Gegenzug für notwendige Reformen. Denn derzeit sind unsere Systeme nur wenig kompatibel. Und jegliche Reformen könnte Putin in Russland in einer Geschwindigkeit umsetzen, die für uns nicht vorstellbar wäre. Grundsätzlich denke ich, dass Putin zu einer solchen Lösung bereit wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich freiwillig für China entscheiden würde, wenn wir ihn nicht dazu drängen würden.

Durch einen solchen Schritt gäbe es vermutlich einen Jahrzehntelangen Boom – und vor allem Deutschland würde als wichtiger Partner enorm von der schier unendlichen Aufbauarbeit, die dort auf uns wartet, profitieren.

Russland profitiert ebenso und Putin könnte sich in der Tat zum Zaren krönen lassen. Wäre er doch der erste russische Herrscher, der dann wirklich etwas Zählbares für sein Volk getan hätte. Dieses Denkmal wäre ihm sicher. Auf diese Weise hätte er auch sein persönliches Risiko in eine persönliche Chance verwandelt – wo ist so etwas sonst möglich?

Dass China nicht begeistert wäre, liegt auf der Hand, sollte uns aber zunächst nicht davon abhalten. China hat letztlich genug mit sich selbst zu tun und wird seinen Weg gehen.

Bleiben die USA. Die müssten natürlich zustimmen. Wie schon erwähnt, ist ein direkter Schulterschluss zwischen der EU und Russland für die USA ein hohes Risiko. Hier könnte eine neue Supermacht heranwachsen und wer möchte das auf der US-Seite schon riskieren.

Diese berechtigten Sorgen müssen natürlich beachtet werden. Eine Möglichkeit wäre ein potentieller Betritt Russlands selbst zur NATO. Auf diese Weise könnten alle 3 Blöcke USA, EU und Russland auch militärisch eine engere Einheit werden. Dagegen spricht natürlich die Grundlogik von Militärbündnissen. Denn solche benötigen adäquate Gegner, um selbst existieren zu können. Fallen diese durch ein Bündnis weg, sucht man sich umgehend ein neues Feindbild. Und dann bliebe nur noch China übrig, was unweigerlich neuen Ärger ins Haus bringt.

Fazit: im Grund die attraktivste Lösung. Und auch eine weitreichende. Daher könnte ich mir dies langfristig sogar vorstellen. Es muss auch nicht offiziell laufen. Ähnlich wie in der Cuba-Krise könnten die Schritte nach und nach erfolgen, also ohne direkt erkennbaren Zusammenhang. So könnte auch ein jeder sein Gesicht wahren.
Leider denke ich jedoch, dass die Bedenken der USA zu groß sind. Wer verhilft schon gerne seinem Lieblingsfeind zu Glanz und Gloria – das bedarf einer Größe, die nur selten anzutreffen ist.

-Gesamtfazit

Vermutlich wird man die Dinge also zunächst weiterlaufen lassen. Die große Lösung mit Putin ist aber eine echte Option, die ohne ihn eher weniger.

-Ärger gibt es immer

Wir in Europa und auch gerade in Deutschland sind in einer schwierigen Situation. Mit den USA sind wir in der Vergangenheit bestens gefahren. Daher sind wir auch prinzipiell zu Dank und Gehorsam verpflichtet. Dennoch sollten wir uns weder von der Ukraine in einen Krieg gegen Russland hineinziehen, noch von den USA zu einem wirtschaftlichen Konfrontationskurs mit Russland nötigen lassen. Denn, wenn es in der Tat in Zukunft zu einem stärkeren Europa incl. Russland kommen würde – auch um den Preis, dass die USA eventuell etwas dagegen haben – so sollte uns das doch eher freuen, als uns davor zu fürchten. Solange diese Welt noch nicht zu 100 Prozent globalisiert und einer Einheitsregierung unterworfen ist – was bestimmt noch 50 bis 150 Jahre dauern könnte – so lange wird es auch Ärger geben. Das muss man akzeptieren und mutig, bestimmt und besonnen handeln.

Die Dinge einfach laufen zu lassen, halte ich dagegen für falsch.

-Die russische Börse…..

…..das hatte ich ja fast vergessen. Strategisch ist die russische Börse daher in jedem Fall ein Kauf. Ob schon heute oder morgen, kann ich nicht sagen, aber auf lange Sicht schon.

Weil: es gibt im Prinzip nur 3 wahrscheinliche Szenarien. Entweder Russland rauft sich mit der EU zusammen und es geht wieder aufwärts in Russland. Oder – es rauft sich mit China zusammen und es geht aufwärts in Russland. Oder – es fällt alles in Schutt und Asche. Aber dann gibt es auch stets Möglichkeiten, da wieder raus zu kommen.

Fazit:

Bei 3 Möglichkeiten, hat man 2,5 Treffer. Das ist strategisch extrem lukrativ.
Kaufen sollte man aber besser nichts im Öl- und Energiesektor – eher in Branchen, die nicht vom Öl-Krieg betroffen sind.

Und das Beste ist:

Fast die gesamte Welt hasst Russland aktuell!

Ob zu recht oder nicht, hat uns nicht zu interessieren. In jedem Fall jedoch, sind die Preise für Aktien in Russland deshalb massiv gedrückt. Und das sind genau die Zeiten, in denen man Aktien kaufen sollte. Risiken bleiben – aber die gibt es immer…

Bleibt noch das Problem mit dem Rubel – aktuell sicher nicht als Hartwährung bekannt.

Wussten Sie übrigens, dass unter dem bösen Putin der Kurs des Rubel vom Jahr 2000 bis Mitte 2013 relativ stabil bei ca. 30 Rubel pro $ notierte? Eine unglaubliche Leistung für ein traditionelles Weichwährungsland und ein Balsam für die russische Bevölkerung. Und erst jetzt – nach diversen Turbulenzen in Politik, Wirtschaft und an den Ölmärkten – ist der Rubel schnell auf aktuell 55 Rubel pro $ abgerutscht, sehr zum Leidwesen selbiger Bevölkerung. Sollte es hier zu einer Stabilisierung der Lage kommen, so könnte es einen erneuten Anstieg auf zumindest 40 Rubel pro $ kommen – ein Plus von ca. 30% allein auf der Währungsseite!

Natürlich – Sie kennen das, kann es auch anders laufen.

Wir werden sehen…

Henry Littig

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27 August, 2012, 11:20 Uhr, von Henry Littig
Philosophie

Determinismus, der Laplacesche Dämon oder warum der Ball wieder einmal knapp am Tor vorbei ging

Henry Littig
Henry Littig

Henry Littig

Vor etwa zwanzig Jahren habe ich eine Theorie entwickelt, die besagte, dass prinzipiell alle uns umgebenden Vorgänge vorbestimmt und somit prinzipiell vorhersagbar seien – ohne Ausnahme; dass es also nur ein einziges vorbestimmtes Schicksal gebe.

Erst viel später wurde mir bewusst, dass diese Theorie keinesfalls neu war, sondern schon sehr viele der namhaftesten Physiker diese Gedanken wissenschaftlich untersucht und dabei bis auf die Ebene der Quantenphysik heruntergebrochen hatten.

In Gesprächen habe ich jedoch immer wieder festgestellt, dass die Überlegungen zum Determinismus, also dem prinzipiell vorbestimmten Schicksal, in der breiten Bevölkerung so gut wie unbekannt sind. Ursächlich hierfür sind nach meiner Ansicht sowohl die in der Regel unverständliche Ausdrucksweise der klassischen Physik als auch die allgemein verbreitete Überzeugung von der sogenannten menschlichen Selbstbestimmung.

Meine Überlegungen hierzu stellen einen Versuch dar, sich in verständlicher Form auf den Kerngedanken des Determinismus zu beziehen. Exemplarisch etwa wäre die Frage:

 

Warum ging der Ball knapp am Tor vorbei? Hätte der Stürmer den Ball nicht anders schießen können?

Exemplarisch wäre auch die entscheidende Antwort, die der  Determinismus zu dieser Frage liefert:

 

Nein – er hätte nicht anders schießen können. Dass der Stürmer den Ball genau in dieser Sekunde neben das Tor schießt, stand seit Urzeiten unumstößlich fest.

Worum geht es überhaupt?

In unserer heutigen total vernetzten Welt sind wir tagtäglich mit einer steigenden Anzahl von Ereignissen konfrontiert. Politik, Wirtschaft, Sport, die Börse, das Wetter und zahlreiche weitere Vorkommnisse erreichen unsere Bewusstseinsebene und verleiten uns zu diversen Bewertungen jener Ereignisse. Aus diesen Bewertungen entstehen in der Regel Fragen.

Fragen wie:

Warum hat der Stürmer nicht getroffen und der Ball ist knapp neben dem Tor gelandet?

Oder:

Warum sind die Börsenkurse heute schon wieder gestiegen oder gesunken?

Oder: Warum musste es gerade heute regnen?

 

An diese Fragen schließt sich meist eine weitere an:

Hätte es diesmal nicht auch anders laufen können? Hätte ich den Verlauf der Dinge beeinflussen können?

Der zunächst verblüffend einfachen Antwort auf diese Fragen, die die Menschheit seit je umtreiben, widmet sich unser heutiges Thema. Denn die einfache Antwort auf all diese Fragen lautet:

 

Nein. Es hätte nicht anders laufen können. Es war klar, dass es heute regnen würde. Es musste exakt genauso laufen, wie es gelaufen ist. Es gibt nur ein Schicksal und dessen hundertprozentig exakter Ablauf steht schon seit Urzeiten zu 100% fest.

Wie bereits erwähnt, ist diese Theorie, der zufolge alle Ereignisse, Gedanken und Handlungen der Vergangenheit, der Gegenwart und natürlich auch der Zukunft schon seit langer Zeit exakt feststehen, nicht neu. Den belegbaren Anfang machte vermutlich ein gewisser Pierre-Simon Laplace, der 1814 seine Theorie des Laplaceschen Dämons veröffentlichte.

Laplace sagt hierzu:

Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand des Universums als Folge eines früheren Zustandes ansehen und als Ursache des Zustandes, der danach kommt. Eine Intelligenz, die in einem gegebenen Augenblick alle Kräfte kennt, mit denen die Welt begabt ist, und die gegenwärtige Lage der Gebilde, die sie zusammensetzen, und die überdies umfassend genug wäre, diese Kenntnisse der Analyse zu unterwerfen, würde in der gleichen Formel die Bewegungen der größten Himmelskörper und die des leichtesten Atoms einbegreifen. Nichts wäre für sie ungewiss, Zukunft und Vergangenheit lägen klar vor ihren Augen.

 

Ein allwissender Großcomputer kennt die Zukunft!

Was Laplace 1814 so eindrucksvoll mit einer umfassenden Intelligenz beschreibt, beschreibe ich heute zeitgemäß mit einem allwissenden Großcomputer, der alle Informationen enthält, die unser Universum bietet.

Meiner Ansicht nach  müsste dieser Großcomputer in der Lage sein, alle Zustände und Bewegungen sämtlicher Bestandteile des Universums exakt vorherzusagen, und zwar ohne Ausnahme. Diese Vorstellung, dass alle Ereignisse im Universum – das kleinste Detail genauso wie die komplexesten Gedanken – rein physikalischen Abläufen unterworfen und prinzipiell vorhersagbar sind, nennt man auch Determinismus.

Interessanterweise muss man sich als Anhänger des Determinismus zwangsläufig von der Idee des freien Willens verabschieden. Denn auch menschliche Gedanken sind der Theorie zufolge logischerweise determiniert. Dies bedeutet nichts anderes, als dass auch unsere sogenannten freien Gedanken letztlich nur eine Illusion darstellen, die Ergebnisse unseres Denkens und Grübelns letztlich physikalischen Prozessen geschuldet sind, welche wiederum in jedem Fall von einem allwissenden Computer zu einhundert Prozent exakt vorhersagbar wären.

Logischer- , aber auch witzigerweise führt dies zu dem Paradoxon, dass gerade diejenigen unter uns, die durch besonders demonstratives Freidenkertum zum Determinismus neigen, sich somit selbst wiederum die Fähigkeit der ‚Freigeistigkeit‘ absprechen.

Gegen Ende der Abhandlung werde ich noch etwas genauer auf den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema Determinismus eingehen, die nach meiner Ansicht mit Ausnahme der sogenannten Kopenhagener Deutung (bezüglich der Quantenmechanik) die Annahme des Determinismus eher bestätigt als ablehnt oder widerlegen könnte.

Bis dahin beschreiben wir das Thema jedoch am besten mit gesundem Menschenverstand. Denn ungefähr so habe ich es mir vor etwa zwanzig Jahren selbst hergeleitet.

 

Es könnte sein, dass der Mensch die Fähigkeit der eigenen Entscheidung gar nicht besitzt.

Im Allgemeinen gehen Menschen davon aus, dass sie ihre eigenen geistigen und körperlichen Handlungen selbst beeinflussen und steuern können. Der Mensch denkt, er hätte aus jenem Bewusstsein heraus, das er im Lauf der Evolution erlangt hat, jederzeit die Kontrolle über sich selbst und seine Entscheidungen; er glaubt also, er besitze einen freien Willen, mittels dessen er seine Entscheidungen unabhängig treffen kann. Er glaubt mithin, er könne jederzeit frei wählen ob er kommt oder geht, aufsteht oder sitzen bleibt, redet oder schweigt.

Den meisten Menschen wäre es kaum vorstellbar, dass dem eventuell nicht so sein könnte, dass der Mensch vielleicht gar keine Macht der freien Entscheidung besäße, dass möglicherweise alles schon feststünde – die Geschichte also längst geschrieben wäre. Diese Vorstellung ist den meisten Menschen sicherlich nur sehr schwer zu vermitteln, von der Hand zu weisen ist sie allerdings nicht.

Es könnte nämlich sehr gut sein, dass der Mensch die Fähigkeit der eigenen Entscheidung gar nicht besitzt. Es könnte sein, dass jegliche aktuellen und natürlich auch zukünftigen Handlungen eines jeden Einzelnen schon jetzt zu 100% feststehen, von der Urzeit und bis in alle Zukunft hinein gedacht.

Nicht nur in der Philosophie und der modernen Wissenschaft existiert diese Theorie; auch in alten Religionen, beispielsweise dem Hinduismus, ist sie fest verankert. Jedoch verweisen die Religionen oft auf mehr oder weniger mystische Begründungen ihrer diesbezüglichen Lehren, was vermutlich auf das Fehlen von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Zeiten des religiösen Ursprungs zurückzuführen ist.

Entscheidend sind nämlich biologische, chemische, physikalische und somit letztlich auch logische Grundlagen, auf denen die deterministische Sicht der Dinge basiert.

 

Ein oder zwei Stückchen Zucker?

Zunächst möchte ich an einem einfachen Beispiel erläutern, über welchen freien Willen wir hier überhaupt reden: Stellen Sie sich einen Kaffeetrinker vor. Dieser Kaffeetrinker nimmt an manchen Tagen zwei Stücke Zucker, an anderen Tagen dagegen drei Stücke. Er variiert dies „nach Lust und Laune“, wie er glaubt. Beispiele dieser Art gäbe es unzählige. Nur wenige werden jetzt behaupten, dass es nicht sein eigener freier Wille, seine eigene freie Entscheidung sei, an welchen Tagen er zwei oder drei Stücke nimmt. Oder?

Wie schon Laplace vor etwa zweihundert Jahren behauptete, halte ich dagegen, es spreche sehr viel dafür, dass nicht sein freier Wille Ursache seiner Handlungsweise ist, dass es mithin nicht in seiner freien Entscheidung liegt, ob er zwei oder drei Stücke nimmt. Dass es somit bereits heute feststeht, an welchen Tagen er in der Zukunft zwei oder drei Stücke wählt.

Ich räume ein: Diese Sicht auf den freien Willen mag zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig anmuten. Denn letztlich würde sie bedeuten, dass alle Ereignisse im Jetzt und in der Zukunft bereits bis ins kleinste Detail vorbestimmt sind. Dass es also in der Tat so etwas wie ein Schicksal gibt, dessen Verlauf wir nicht ändern oder beeinflussen können; dass somit die gesamte Zukunft für jeden einzelnen von uns haargenau feststeht. Ohne jede Chance einer Änderung.

Kann das sein?

Ja! Im Verlauf der Abhandlung wird zwar klar werden, dass jedes Individuum sehr wohl die freie Wahl hat, sich zu entscheiden, also zwei oder drei Stücke Zucker zu nehmen. Nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass das Ergebnis dieser ‚freien Wahl‘ schon heute feststeht, die Möglichkeit der freien Entscheidung zwar grundsätzlich im Bewusstsein des Individuums vorhanden ist, es sich hierbei jedoch lediglich um eine Illusion des freien Willens handelt.

 

Die Illusion des freien Willens ist besser als nichts. Oder?

Wenn die Zukunft bis ins kleinste Detail – also einschließlich aller menschlichen Gedanken etc. – feststehen würde, dann müsste dies natürlich logischerweise bedeuten, dass man theoretisch die gesamte Zukunft hundertprozentig vorhersagen könnte. Auch das ist für mich absolut zutreffend. Ein allwissender Computer kennt den genauen Ablauf der Zukunft, und zwar zu genau 100%.

Selbstverständlich verfügen wir noch nicht über die Technik, die notwendig wäre, um einen solchen Computer zu entwickeln. Dies jedoch ist kein Argument gegen die Theorie, eher dafür. Nur weil der Mensch bislang noch nicht auf dem Mars war, bedeutet das nicht, dass er dort nie hinkommen wird.

Es geht in dieser Theorie auch nicht um die Frage, ob und wann wir einen solchen Computer entwickeln können, sondern nur um die Frage, ob er – wenn er existieren würde – die genaue Zukunft exakt vorherbestimmen könnte.

Genau da jedoch lege ich mich fest:

Ein allwissender Computer kennt den exakten Verlauf der Zukunft.

Wie nun kann man sich das vorstellen? Zumal wir doch in der Regel denken, unsere Gedanken seien frei und daher nicht im Voraus berechenbar?

 

Eine einfache Zukunftsprognose – ein fallendes Lineal 

Beginnen wir mit einem einfachen Fall:

Wenn Sie z.B. ein Lineal auf Ihrem Schreibtisch immer weiter über den Rand des Tisches hinaus schieben, dann wissen Sie, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt herunterfällt. Logisch – das weiß jeder, da wir alle wichtigen dafür notwendigen physikalischen Daten kennen. In diesem Fall gehen wir davon aus, dass sich der Schwerpunkt des Lineals irgendwann über den Rand des Tisches verschiebt und es dann zu Boden fällt. Wir wissen auch, dass dies ungefähr ab der Mitte des Lineals der Fall sein wird.

In einem solchen Fall kann der Mensch also schon heute eine exakte Prognose eines zukünftigen Ereignisses abgeben, obwohl uns dies in diesem Fall gar nicht bewusst ist. Denn: Es war uns ja klar, dass das Lineal fällt. Mit einer Zukunftsprognose scheint dies daher wenig zu tun zu haben, denken wir. Und dennoch ist es so.

 

Der Ball ist rund…

Nehmen wir anderen Fall:

Lassen Sie einen Ball von einem kleinen Hügel rollen. Was nun geschieht, dürfte in etwa klar sein. Auch hier können wir vorhersagen, was passiert, allerdings nicht so exakt wie bei dem Fall des Lineals. Wir wissen, dass der Ball hinabrollen wird und wir können auch ungefähr vorhersagen, wo er in etwa zum Liegen kommen wird.

Aber: Wir können nicht exakt bestimmen, wo er zum Liegen kommt, weil uns dafür die notwendigen Daten fehlen; Daten zum Gewicht des Balles, zum Neigungswinkel des Hanges, zu etwaigen Unebenheiten, Luftströmungen, Temperatur etc. Wenn wir jedoch Zugang zu den benötigten Daten hätten und damit einen Rechner bestücken würden, könnte uns dieser Rechner die Position des Balles im Voraus berechnen.

Ganz ähnlich wird es sich beispielsweise mit Billardkugeln oder der Kugel im Roulette verhalten. Denn auch diese Kugeln folgen exakt vorhersehbaren physikalischen Mustern, die wir – wie schon gesagt – nicht alle berechnen können. Noch nicht. Und möglicherweise auch niemals. Daher wird beim Billard oder auch beim Roulette oft von Zufall gesprochen. Für viele Menschen ist es reiner Zufall, ob Rot oder Schwarz, Gerade oder Ungerade, die 17 oder die 29 fällt. Allerdings handelt es sich hier um einen folgenschweren Irrtum. Es ist eben kein Zufall.

Sicher haben Sie schon einmal Billard gespielt und irgendwann ist dann die 8 ‚zufällig‘ oder aus ‚Pech‘ im Getümmel der Kugeln ins ‚falsche Loch‘ gefallen. Mit Zufall oder Pech hat dies jedoch nichts zu tun. Denn sobald der Stoß erfolgt ist, ist der weitere Verlauf des Geschehens – auch wenn es noch so viele Kontakte der Kugeln gibt – rein physikalischen Gesetzen unterworfen. Wenn also die 8 dann am Ende einer ‚unglücklichen‘ Kollisionskette ins ‚falsche Loch‘ fällt, so war dies kein ‚Pech‘, sondern eine physikalische und mathematische Gewissheit.

Dies bedeutet:

Wenn wir unseren allwissenden und in seiner Leistung unbegrenzten Computer mit allen theoretisch vorhandenen Daten füttern würden, könnte dieser Computer jeden Fall einer Roulettekugel exakt vorhersagen – zumindest sobald die Kugel die Hand des Croupiers verlassen hat. Mit allen Daten meine in diesem Fall jedoch wirklich alle Daten. Das heißt, wir müssten den Computer mit allen Daten auch aus der kleinsten Molekularebene füttern, mit jeder Position eines jeden Staubkorns, eines jeden Moleküls, mit jeder Bewegung und Temperatur eines jeden Atoms.

Ich behaupte nicht, dass wir schon morgen oder auch nur eines Tages diese Datenmenge tatsächlich zur Verfügung haben werden. Aber ich behaupte, dass wir die physikalische Zukunft in diesem Fall exakt vorhersagen könnten.

Wenn man sich also dieser sehr einfachen Logik anschließt, so lautet das Fazit:

 

Alles, was physikalischen Gesetzten folgt, ist prinzipiell vorhersehbar und geschieht zwangsläufig. Somit kann es für diese Vorgänge auch nur einen einzigen in Frage kommenden Ablauf – also nur ein einziges Schicksal – geben, dem alles unausweichlich unterworfen ist.

…aber die Hand des Croupiers ist eckig!

Dieses Fazit ist natürlich noch immer ohne Bedeutung, da wir ja die ‘Hand des Croupiers‘ außer Acht gelassen haben. Mithin sie also ohne Bedeutung für die These, auch das Verhalten des Menschen sei berechenbar. Denn hier kommt eben der Faktor Mensch ins Spiel, und der scheint nach Ansicht vieler unberechenbar zu sein. Denn der Mensch gilt als frei. Er handelt nach seinem freien Willen.

Somit gäbe es nach menschlichem Vorstellungsvermögen eine quasi unendliche Vielfalt, mit der letztlich die Kugel vom Croupier in den Kessel geworfen würde. Vor allem dann, wenn wir die Unterschiede wieder bis auf die menschliche Molekularebene herunterbrechen. Somit hätte es dann der Croupier stets ‚in der Hand‘, das Schicksal der Welt mit jedem Wurf neu zu bestimmen.

Doch was wäre, wenn das nicht stimmte? Was wäre, wenn die angebliche freie Entscheidung des Menschen nur eine Illusion wäre? Was wäre, wenn der Mensch den gleichen physikalischen Gesetzen folgen würde wie eine Roulettekugel?

Dann könnte Folgendes gelten:

In einem solchen Szenario würde der angesprochene Computer, der mit allen vorhandenen Daten des Menschen gefüttert worden wäre, auch die kleinste Bewegung und den komplexesten Gedanken eines jeden Menschen zu 100% vorhersagen können.

Mit allen Daten meine ich in diesem Fall alle im Gehirn abgespeicherten Erlebnisse, Erinnerungen, die Lage und Position aller neurologischen Verbindungen sowie die Lage und Position aller atomaren Bestandteile des Gehirns, etc. Eben alles, alle vorhandenen Daten.

Auch in diesem Fall behaupte ich nicht, dass wir schon morgen oder überhaupt eines Tages an alle diese Daten kommen werden, aber ich behaupte, dass wir – sofern wir alle diese Daten kennen und auswerten würden – mit hundertprozentiger Sicherheit den exakten Verlauf des Verhaltens eines jeden Lebewesens vorhersagen könnten.

 

Sind alle Handlungen des Menschen reflexartig?

Auch für diese These spricht eine Menge. Es ist selbst dem heutigen aufgeklärten Menschen durchaus bewusst, dass es Situationen gibt, in denen der Mensch reflexartig oder gar instinktiv handelt und reagiert, er also ‚rein physikalisch‘ agiert. Das ist regelmäßig dann der Fall, wenn dem Menschen eine extrem schnelle und unvorhersehbare Reaktion abverlangt wird, beispielsweise wenn er in einen Autounfall verwickelt ist oder wenn er sich anderen plötzlich auftretenden Ereignissen stellen muss.

In diesen Fällen glauben auch Menschen, die grundsätzlich von der gedanklichen Freiheit eines Menschen überzeugt sind, an eine eher physikalische Reaktion des Betroffenen – die sich selbstverständlich auch belegen lässt.

Im Fall eines plötzlichen Unfalls etwa werden die optischen Impulse durch elektrische Bahnen in einer prinzipiell berechenbaren Art und Weise an unser Gehirn weitergeleitet. Hier laufen dann wie in einem PC ähnliche – im Prinzip allesamt feststehende – Prozesse ab, mit dem Resultat, dass wieder über genau berechenbare elektrische Wege Reaktionen abgerufen und umgesetzt werden. Die Reaktionen sind natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich, was auf die verschiedenen abgespeicherten Erfahrungen und die unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen des Einzelnen zurückzuführen ist.

Im Prinzip verhält sich der Mensch in solchen Situationen also nicht anders als ein gewöhnlicher Computer. Es gibt ein Ereignis, anschließend wird ein Programm gestartet, das Gehirn – also die ‚Festplatte‘ – wird aktiviert und ein genau vorhersagbares Ergebnis produziert. Anders kann es auch gar nicht sein, denn es gibt keine Zufälle. Selbst das Durchforsten der Erinnerungen erfolgt im Gehirn elektronisch und ist somit zu 100% vorhersehbar.

Im Beispiel des angesprochenen Unfalls erfolgt dann eine reflexartige Reaktion, die zwar von Mensch zu Mensch verschieden ist, aber im Grunde immer gleichen Mustern folgt.

Betroffene berichten in solchen Situationen, dass ihre Reaktionen und Handlungen „wie von selbst“ stattgefunden hätten, da eine angemessene Zeit zum Nachdenken eben nicht vorhanden gewesen sei. Dies bedeutet jedoch, dass auch der aufgeklärteste Mensch in solchen Situationen akzeptiert, dass er rein intuitiv handelt, also letztlich wie eine Maschine, die einem festen Steuerungsprogramm gefolgt ist.

…doch was geschieht, wenn Gedanken ins Spiel kommen?

Wenn genug Zeit zum Überlegen vorhanden ist, weigert sich der Mensch im Allgemeinen anzunehmen, das Ergebnis seiner Reaktion als vorhersehbar anzusehen. In solchen Situationen ist der Mensch am ehesten geneigt anzunehmen, er selbst könne das Ergebnis seiner Überlegungen frei steuern.

Aber: Sollten menschliche Entscheidungen wirklich das Einzige im Universum sein, das frei von physikalischen Einflüssen ist?

Wiederum ein einfaches Beispiel:

Nehmen wir an, Sie haben vor, am Abend ein wenig fernzusehen. Natürlich besitzen Sie auch eine klassische Programmzeitschrift, die Sie dann öffnen, um sich das Programm anzuschauen. Angenommen es gibt drei Filme zur Auswahl, A, B und C. Nun beginnen Sie auszuwählen – gemäß Ihrem freien Willen. Doch was geschieht wirklich?

Die vorhandenen Informationen zu den Filmen werden über das Auge ins Gehirn gescannt und dort mit Erfahrungswerten und den aktuellen Emotionen abgeglichen. Als Erstes erreicht die Information über Film A Ihr Gehirn, welches zunächst den vermuteten Inhalt des Streifens mit abgespeicherten Erinnerungen und Erfahrungswerten abgleicht. Dieser Vorgang ist rein physikalisch und wird vom keinem Menschen bewusst wahrgenommen. Letztlich wird dabei auch nur ein elektronischer Impuls ähnlich dem Drücken der Enter-Taste an Ihrem PC an die Erinnerungsdatei des Gehirns gesendet, das – sofern fündig geworden – Ihrer Bewusstseinsebene die Information in Form einer Art gemischten Bilddatei zur Verfügung stellt. Je nach Art und Ausprägung Ihres persönlichen Informationsfilters werden Sie dann in etwa denken:

„Ah – den Film kenne ich. Wollte ich schon immer mal wieder sehen. Spannend, schöne Bilder. Über zwei Stunden lang.“

Nach einer weiteren elektronischen Gegenkontrolle Ihres ‚Arbeitsspeichers‘ wird aus dem „über zwei Stunden lang“ blitzschnell ein „LEIDER zwei Stunden lang“, da der Datenabgleich ergeben hat, dass Sie am nächsten früh aufstehen wollen oder müssen.

Die Ihnen von Ihrem Gehirn ins Bewusstsein eingespielten Infos zum Film B könnten beispielsweise ergeben: „Den Film kenne ich nicht, hört sich aber interessant an.“

Zu C – z. B. einer Doku über Eisbären am Nordpol – bekommen Sie evtl. die Info:

„Klingt interessant. Scheint kurzweilig zu sein und vor allem dauert der Film nicht so lange.“

Nun folgt die angeblich freie Entscheidung des Menschen. Der Mensch wählt in seiner Bewusstseinsebene scheinbar frei aus – obwohl bis zu diesem Punkt klar sein muss, dass es eben rein physikalische Gründe gewesen sind, die seinem Bewusstsein diese für seine jetzt anstehende Entscheidung zur Verfügung stehenden Informationen zugänglich gemacht haben.

Und: Was macht der Mensch? Für seine angebliche freie Entscheidung gleicht er jetzt die erhaltenen Infos der Filme mit seinen ihm ebenfalls für diesem Zweck eingespielten Dateien bezüglich etwa seiner aktuellen Lebensumstände ab.

Beispiel Film A. Bei der Frage, ob er sich Film A anschaut, werden ihm dann allein aufgrund der Länge des Films verschiedene mögliche Emotionen eingespielt, natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Der eine Mensch erhält von seinem Gehirn dann die Zusatzinfo:

„Nur fünf Stunden Schlaf. Da wirst du dich morgen aber schlecht fühlen. Bist unausgeschlafen. Und Schlaf am nächsten Tag nachholen, funktioniert bei dir nicht so gut. Und überhaupt – ist es das wert? Du kennst den Film doch schon!“

Diese neuen ‚freien‘ Gedanken, die den betreffenden Menschen jetzt in seiner Bewusstseinsebene beschäftigen, sollten dazu führen, die Chancen für Film A zu reduzieren. Was jedoch von vorneherein klar war, denn es war klar, dass das Gehirn genau diese Info bereitstellen wird.

Ein anderer Mensch dagegen erhält beim gleichen Datenabgleich eine völlig andere Antwort:

„Nur fünf Stunden Schlaf. Kein Problem für dich. Du kannst den Schlaf am nächsten Tag nachholen. Und – du wolltest den Film doch schon immer noch einmal sehen.“

Bei diesem Menschen führen diese Gedanken selbstredend nicht zu einer Chancenverschlechterung  für Film A. Was jedoch ebenso bereits vorher klar war.

Letztlich wird in jedem Fall das Gehirn unserer angeblich freien Bewusstseinsebene die optimale Auswahl des Films suggerieren bzw. vorgeben. Tatsächlich entscheiden wir uns natürlich nicht immer für die ‚beste‘ Möglichkeit. Dafür ist der Entscheidungsprozess im Gehirn auch viel zu vielseitig.

So spielen auch Faktoren wie die persönliche Risikobereitschaft oder eine Unzahl weiterer Abwägbarkeiten eine Rolle.

Wir alle kennen das: Man hat sich vorgenommen, nur ein Glas Bier auf der Party zu trinken und nur bis 23 Uhr zu bleiben, da es uns vorab am vernünftigsten erschien. Durch die dann angetroffenen Umstände jedoch haben wir unsere Entscheidung frei verändert, haben drei Gläser Bier getrunken und sind bis zwei Uhr Nachts geblieben.

Auch dies ist kein Zufall. Der erwähnte Großcomputer konnte dies natürlich voraussehen, da er genau wusste, dass an diesem Abend viele Bekannte auf der Party sein würden, die Gespräche interessant werden und wir deshalb die Nachteile einer verkürzten Nacht in Kauf nehmen würden.

Ich kann mir sehr leicht vorstellen, dass die meisten Menschen sich nicht mit dem Gedanken der absoluten Vorhersehbarkeit aller Ereignisse anfreunden können, allein schon aufgrund der unzählig vielen theoretischen Möglichkeiten, die das Schicksal angeblich zu bieten hat. Immerhin würde der kleinste nicht vorhersehbare Gedanke über den sogenannten Schmetterlingseffekt den Verlauf des gesamten Universums verändern. Leider ist diese Überlegung jedoch kein Argument gegen die Theorie – eher dafür. Denn es scheint doch ungleich wahrscheinlicher zu sein, dass es eben nur einen bestimmten Verlauf des sogenannten Schicksals gibt, als einen Verlauf, der sich aus einer Masse unzähliger und unvorhersehbarer Ereignisse ständig neu formiert.

Genau wie der Ball, der bei gleichen Verhältnissen immer den gleichen Weg hinabrollen wird, ist doch der Mensch letztlich nichts anderes als ein Ball, dessen Bewegungen und Gedanken allein auf physikalischen Gesetzen beruhen. Somit sind die Handlungen aller Lebewesen sowie die Veränderungen aller toter Materie, mithin also der gesamte Verlauf des Schicksals prinzipiell exakt vorhersehbar, da der Verlauf eben schon seit langer Zeit feststeht.

Seit exakt wie langer Zeit dies schon so ist und wie lange das noch andauern wird – das wäre die nächste philosophische Frage, die zu klären wäre. Dafür jedoch ist unser Wissen noch viel zu begrenzt, da wir ja noch nicht einmal den Ursprung des uns bekannten Universums erklären können. Da zusätzlich die Wahrscheinlichkeit, dass unser Universum auch selbst wiederum nur einen kleineren Teil einer noch größeren Einheit darstellt, sehr groß ist, müssen wir bei dieser Frage noch passen.

 

Forschung und Technik haben in den letzten 500 Jahren eine wahnwitzige Entwicklung genommen. Die Selbstwahrnehmung der Menschheit, verharrt jedoch unbeirrt auf dem Stand der mittelalterlichen Nachinquisitionszeit.  

In grauer Vorzeit war für den Menschen die „Welt“ so groß wie der Wald, in dem er jagte. Noch vor kurzem erst wurde die Welt als eine Scheibe angesehen. Vor ca. 500 Jahren schließlich wandelte sich die Welt durch einen gewissen Christoph Columbus plötzlich zu einer Kugel. Etwas später, durch Nikolaus Kopernikus, entpuppte sie sich als winziger Teil des Sonnensystems. Schließich geriet unser Sonnensystem selbst zu einem winzigen Teil der Milchstraße. Auch Albert Einstein ging damals nur von einer einzigen Galaxie – unserer Milchstraße – aus.

Als ich zur Schule ging, sagte man mir neben vielen anderen Dingen, die sachlich falsch waren, dass bis zu fünfzig Galaxien möglich seien. Heute sprechen wir schon von über 500 Milliarden Galaxien. Also von 500.000.000.000 Stück.

In der Relation zur bisher entdeckten Realität nimmt die eigentliche Winzigkeit des Menschen daher immer weiter zu.

Paradoxerweise denkt der Mensch aber noch immer in den gleichen Dimensionen wie etwa im Mittelalter, in dem er sich für etwas Höhergestelltes und physikalisch Unabhängiges gehalten hatte.

Daher sollte es doch schon die Logik gebieten, dass auf der Erde – also einem mikroskopisch kleinen Teil des heute bekannten Universums – wohl kaum Sonderregeln gelten werden, dass auch hier alles nach rein physikalischen und vorhersehbaren Regeln abläuft.

 

Die Folgen dieser Überlegung … sind im Grunde nicht so gravierend, wie man denken könnte.

Zunächst würden Anhänger dieser Theorie sich selbst und auch den allgemeinen Verlauf der Dinge nicht mehr so wichtig nehmen. Was auf der einen Seite mache Dinge erleichtern würde. Man begänne sich wie ein kleines Rädchen in einem riesigen Uhrwerk zu fühlen.

So könnte man die großen Schicksalsschläge, die das Leben im Allgemeinen zu bieten hat, besser verkraften. Diese sogenannten negativen Aspekte des Lebens begännen irgendwie dazuzugehören und der potentielle Groll darauf nähme ab. Die traurigen Emotionen, die mit den eintretenden Schicksalsschlägen einhergingen, könnten sich jedoch verstärken, da man anfinge, diese als unabdingbaren Teil des Lebens zuzulassen, statt sie zu unterdrücken.

Ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, dass man als Determinist anfängt, die dunkle Seite des Lebens zu lieben – aber in jedem Fall wird man beginnen, sie weniger zu hassen. Dies führt zu einer größeren Grundzufriedenheit im Leben – wohl wissend, dass man den Verlauf der Dinge eben nicht ändern kann und das gute wie schlechte Zeiten Teil des Lebens sind.

Auch diese neuen Gedanken würden den Verlauf des Schicksals natürlich nicht ändern, da die potentielle ‚Erleuchtung‘ des Einzelnen, der exakte Zeitpunkt derselben und die damit verbundenen Konsequenzen dem besagten Großrechner ja schon seit Urzeiten bekannt gewesen sind und somit längst in den einzig logischen Schicksalsverlauf eingearbeitet wurden.

Kritikern, die sagen werden: „Ja, wenn das stimmt, dann könnte ja ab morgen jeder machen, was er wollte!“, kann man entgegnen: „Nein, auch heute schon kann jeder machen, was er will!“

Heute wie morgen wird das Handeln des Einzelnen oder einer Gruppe immer Konsequenzen haben. Aber auch das steht eben schon seit langer Zeit fest.

Wer morgen eine Bank überfallen möchte, weil er sagt: „Ja, wenn es doch ohnehin schon vorher feststand, dass ich die Bank überfalle, dann sollte ich es doch auch tun!“, kann man entgegnen: „Ja, natürlich steht es schon fest. Daher kannst du die Bank überfallen. Ob du geschnappt wirst und ob du ins Gefängnis kommst, steht allerdings ebenfalls schon fest! Du kannst es allerdings auch lassen. Es ist Dein eigener imaginärer freier Wille!“

Letztlich wird wohl immer nur der die Bank überfallen, der sie eben auch ohne diese neue Erkenntnis überfallen hätte und umgekehrt. Natürlich werden neue Erkenntnisse und Einsichten auch immer zu einer Veränderung im Verhalten führen.

Als die Menschen entdeckten, dass die Erde eine Kugel ist und nicht den Mittelpunkt des Universums darstellt, änderten sich auch viele Dinge. So ist es immer. Aber sowohl damals wie eben heute standen sowohl jegliche neuen Erkenntnisse sowie alle Reaktionen darauf vermutlich schon zu 100% fest.

 

Praxisnahe Folgen dieser Sichtweise:

Seit meiner Jungend beschäftige ich mich u. a. mit der Prognose von Börsenentwicklungen. Als ich in etwa Anfang zwanzig war, erkannte ich eine gewisse Regelmäßigkeit in den Abläufen der Politik, der Wirtschaft, vielen anderen Bereichen des Lebens und somit auch in den Abläufen an den Finanzmärkten. Die Sichtweise, nach der die Dinge nicht einfach zufällig geschehen, sondern einem eindeutigen Verlauf zuzuordnen sind, half mir sehr dabei, meine Marktprognosen zu tätigen und somit die meisten aller prägnanten Börsenentwicklungen der letzten zig Jahre korrekt vorherzusagen. Vereinfacht gesagt, sieht mein Erfolgsrezept an den Börsen in etwa so aus:

Der Kursverlauf eines Aktienmarktes ist in etwa genauso vorhersehbar wie der Verlauf des einen Hügel hinabrollenden Balles vorhersehbar ist. Natürlich kann man als heutiger Mensch in beiden Fällen den Verlauf nicht 100%ig exakt vorherbestimmen, da eben die besagten vollumfänglichen Daten fehlen. Das jedoch ist auch gar nicht notwendig, denn eine ungefähre Vorhersage der Börsenentwicklung  – ähnlich der ungefähren Bestimmung des ausgerollten Balles – ist völlig ausreichend. Wenn man nur oft genug den hinabrollenden Ball beobachtet, fallen einem immer wieder neue Kleinigkeiten oder potentielle Möglichkeiten plötzlicher Kurswechsel auf. An den Börsen ist es ähnlich. Logischerweise gewinnt man mit jeden Versuch an Erfahrung hinzu; somit werden die Prognosen von Mal zu Mal immer präziser.

Anders ausgedrückt: Die Börsen verstehe ich als eine – zwar höchst komplexe, aber dennoch prinzipiell vorhersagbare – physikalische Einheit.

Daher achte ich nicht darauf, wie Börsen angeblich aufgrund diverser Wirtschaftstheorien reagieren sollten, sondern immer nur darauf, wie sie gerade tatsächlich reagieren. Ich achte also nur auf den herabrollenden Börsenball und versuche seine Laufbahn anhand von den gegebenen Umständen physikalisch zu prognostizieren. Wenn ich zu erkennen glaube, dass der Hang im unteren Bereich leicht nach rechts geneigt ist, dann setzte ich auch darauf, dass der Ball vermutlich nach rechts rollen wird. Wenn alle anderen Experten, Analysten und Wirtschaftsweisen gleichzeitig behaupten würden, dass der Ball aufgrund von Zinsen, Währungsschwankungen, Inflationsdaten, Arbeitsmarktberichten etc. sehr wahrscheinlich nach links rollen werde, so setzte ich in diesem Fall trotzdem auf rechts, eben weil es für mich physikalisch so aussähe, dass er nach rechts laufen würde. Physik ist für mich auch an der Börse ein deutlich stärkerer Faktor, als es menschliche Worte und Wünsche sind.

Das ist schon mein ganzes Börsengeheimnis.

Auch in vielen anderen Bereichen kann man mit besagter Sichtweise die ablaufende Prozesse schon in den Anfängen erkennen bzw. erahnen. Dies muss nicht immer ein Vorteil sein im Leben, aber es ist ab und an sehr hilfreich.

 

Was sagt die Wissenschaft zum Determinismus?

Im Allgemeinen ist die Wissenschaft beim Thema Determinismus gespalten. Es gibt verschiedene Theorien, die besagen, dass das Leben prinzipiell nicht deterministisch sei. So sollen laut der Kopenhagener Deutung von Nils Bohr und Werner Heisenberg aus dem Jahr 1927 die Vorgänge der Quantenmechanik nicht deterministisch, also theoretisch nicht vorhersehbar sein. Daher kamen beide zu dem Schluss, dass das Schicksal eben nicht vorbestimmt, sondern von gewissen Zufällen abhängig sei. Allerdings muss man berücksichtigen, dass man in ihrer Interpretation darauf verzichtete, den involvierten Objekten eine Realität im eigentlichen Sinne zuzusprechen.

Da nach meinem Dafürhalten nichts unmöglich ist, mag natürlich auch diese Theorie der Kopenhagener Deutung gegebenenfalls richtig sein. Jedoch gehe ich eher davon aus, dass die Kenntnisse zur Quantenmechanik damals wie heute zu keinem Zeitpunkt ausreichend sind bzw. waren, um eine derartige Prognose erstellen zu können. Wenn man die genaue Position und die Bewegungen von kleinsten Teilchen nicht eindeutig bestimmen kann bzw. deren Realität im klassischen Sinn in Frage stellt, dann liegt das in der Regel daran, dass man die gegebenen Vorgänge nicht kennt.

Es ist ungefähr so, als müssten Sie beschreiben, welche Vorgänge sich in einem Bereich hinter einer undurchsichtigen und unüberbrückbaren Mauer abspielen – mit der Besonderheit, dass sie ohnehin annehmen müssten, dass es den Bereich hinter der Mauer eigentlich gar nicht gibt. Ich denke, unter diesen Umständen war es auch für Nils Bohr und Werner Heisenberg, beide brillante Physiker, unmöglich, eine tragfähigere These zu entwickeln.

Albert Einstein hingegen, ein Anhänger des Determinismus und somit Anhänger der Vorbestimmtheit des Schicksals, schrieb einmal zum Thema Kopenhagener Deutung:

„Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu gucken. Aber dass er würfelt und sich telepathischer Mittel bedient, kann ich keinen Augenblick glauben.“

Schon lange vor dieser Aussage Einsteins entgegnete Bohr, dass wir Menschen, sofern es den Determinismus tatsächlich geben würde, somit theoretisch die nächsten Schritte selbst von Gott im Voraus bestimmen könnten, was Bohr wiederum ablehnte zu glauben.

Wie Sie sehen, hat dieses Thema hat natürlich auch weitreichende theologische Konsequenzen.

Widerspruch bezüglich des Determinismus gibt es in der Wissenschaft aber vor allem in der sehr theoretischen Frage, ob es jemals den Laplaceschen Dämon bzw. eben den allwissenden Computer geben wird bzw. geben kann. In diesem Punkt stimme ich teilweise mit der Wissenschaft überein, vor allem darin, dass es aus heutiger Sicht in der Praxis so gut wie unmöglich erscheint, einen solch komplexen Computer zu bauen.

Auch die theoretische Weltsicht der heutigen Wissenschaft reicht für einen Konstruktionsplan einer solchen Maschine nicht aus. Neben der schier unfassbar großen Datenmenge gibt vor allem die aktuell theoretisch noch nicht herleitbare Beschaffung der Daten zu denken.

Ein Beispiel: Die uns aktuell schnellste bekannte Geschwindigkeit ist die Lichtgeschwindigkeit. Dies bedeutet, dass alle Daten, die den Computer erreichen, in jedem Fall um den Faktor der Lichtgeschwindigkeit veraltet sind. Das gilt für Daten, die sich nur wenige Meter vor dem Ziel befinden, genauso wie für Daten, die zig Millionen Lichtjahre entfernt sind. Der besagte Computer hätte somit – zumindest nach heutigem Kenntnisstand – keine Möglichkeit, einen echten IST-Zustand im Universum zu bestimmen, wodurch eine exakte Prognose der Zukunft so gut wie unmöglich werden würde.

Selbst an dieser Stelle jedoch wage ich zumindest theoretisch zu widersprechen, denn: Unmöglich ist nach meiner Ansicht nichts.

Dass die Lichtgeschwindigkeit die absolute maximale Geschwindigkeit sein soll, die es jemals geben kann, ist heute eine verbreitete Gewissheit. Jedoch hat die Wissenschaft sich im Laufe der Jahre immer wieder selbst widerlegt; der heutige Kenntnisstand ist im Vergleich zur vermeintlichen wissenschaftlichen Realität der Zukunft vermutlich auf einem recht mittelalterlichen Stand, auf dem man die Welt für eine Scheibe gehalten hat. Man kann also sagen: Der heutige Stand der Wissenschaft hat nichts mit dem Stand der Wissenschaft der Zukunft zu tun. Daher ist es in Zukunft sehr wohl möglich, dass die Lichtgeschwindigkeit deutlich getoppt werden und somit ein solcher Computer zumindest theoretisch würde existieren können.

Darum allerdings geht es gar nicht. Es geht einzig und allein darum, ob er – wenn es ihn geben würde – die Zukunft exakt voraussagen könnte. Hier bleibe ich bei einem klaren JA.

 

Philosophisch gibt es natürlich diverse Probleme…

Nehmen wir an, Sie besitzen die notwendige Technik und bauen diesen Supercomputer. Dann könnte dieser Laplacesche Dämon Ihnen zu jeder Zeit die exakte Zukunft voraussagen.

Das Problem wäre nur: Sobald der Computer Ihnen die Zukunft verrät, ändert sich diese sofort, da Sie durch die erhaltenen Informationen ebenfalls Ihr Verhalten ändern würden. Logisch: Wenn Ihnen der Computer sagen würde, dass Sie sich morgen bei einem Autounfall ein Bein brechen werden, ließen Sie morgen eben den Wagen in der Garage.

Dem allwissenden Computer ist dies natürlich klar; er würde die sich tatsächliche abspielende und veränderte Zukunft selbstverständlich kennen. Dies Ihnen mitzuteilen, hätte jedoch wiederum den Effekt, dass auch diese Prognose nicht stimmen würde. Von da an drehte man sich im Kreis …

Wahrheitsgemäß müsste Ihnen der Computer also sagen, dass er Ihre exakte Zukunft zwar genau kennt, Ihnen diese aber nicht vorhersagen kann.

Die Existenz seiner exakten Prognose könnte dieser Computer also immer nur im Nachhinein liefern, was natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache ist.

Allerdings könnte der allwissenden Computer seine Fähigkeiten immer genau dann mit einer fast hundertprozentigen Genauigkeit unter Beweis stellen, wenn sich seine Prognosen auf Bereiche bezögen, in die der Mensch nicht oder noch nicht eingreifen kann. So könnte er z. B. korrekt vorhersagen, in wenigen Tagen oder Wochen werde ein ganz bestimmter Vulkan ausbrechen. Dies wird dann exakt so eintreffen, da der Mensch aktuell technisch noch nicht in der Lage ist, diese Zukunft so weit abzuändern, dass der Ausbruch unterbleibt.

Theoretisch gesehen hat der Mensch den Weg zum Bau dieses Supercomputers im Übrigen schon längst eingeschlagen. Hier geben zum Beispiel die immer präziser werdenden Wetterprognosen einen leisen Vorgeschmack auf das, was in ferner Zukunft alles möglich sein wird.

Wie auch immer. Die Zukunft steht vermutlich schon seit sehr langer Zeit fest. Manchmal können wir sie schon heute bestimmen; manchmal ist es ein Segen, sie nicht zu kennen.

Und:

Ob Sie diesen Text lesen oder nicht, steht bzw. stand vermutlich schon länger fest. Ob Sie der Theorie, dass es nur ein unveränderliches Schicksal gibt, etwas abgewinnen können oder nicht, stand vermutlich ebenfalls schon länger fest. Genau wie alle möglichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.

So könnte es sein – oder auch nicht.

 

Henry Littig

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Über mich

Der Autor und Querdenker Henry Littig ist bekannt für seine stets eigenen Ansichten, die sich - oft politisch unkorrekt - i. d. R. am äußersten Rand des Mainstreams bewegen. "Wer fremde Gedanken nutzt, hat die Möglichkeit Verantwortung abzuschieben. Wer jedoch auf eigene Überlegungen setzt, ist für sein Handeln stets selbst verantwortlich. Daher sind eigene Gedanken einen Tick näher an der Wahrheit"

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Henry Littig (HenryLittig.de), der Autor von backstagenews.de, schreibt seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig in diversen Medien über das Thema Finanzmärkte. Seit dem Jahr 2007 im Rahmen von backstagenews.de. Die bisherige Erfolgsquote der getroffenen Prognosen ist beeindruckend: Sowohl die Spekulationsblase Ende der 1990er Jahre und deren Platzen, hat Henry Littig schon im Jahr 1995 korrekt vorhergesagt. Auch die 2003-2007er Hausse wurde richtig prognostiziert. Nach seiner Warnung an die backstagenews.de-Leser Ende 2007 ging auch die weltweite Finanzkrise an Littig und seinen Lesern spurlos vorüber. Auch vor der aktuellen Aufwärtsbewegung empfahl er seinen Lesern genau im Tief (März 2009) den Wiedereinstieg.”

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